Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - P3570
DOI: 10.1055/s-2004-819799

Belastung und Bewältigung im Rettungsdienst – Protektive Faktoren für Stressbewältigung und Burnout-Prävention

C Groß 1, P Joraschky 1, B Gruss 1, M Mück-Weymann 1, K Pöhlmann 1
  • 1Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden

Fragestellung: Die Arbeit im Rettungsdienst stellt hohe und vielfältige Anforderungen an die Mitarbeiter. In einer Längsschnittstudie werden protektive Faktoren für Stressbewältigung und Burnout identifiziert. Eine zentrale Frage ist, welches Bewältigungsverhalten effektiv und welches dysfunktional ist, um die Anforderungen im Rettungsdienst erfolgreich zu bewältigen. Insgesamt soll das Zusammenwirken von Umwelt- und Personfaktoren hinsichtlich Anpassung versus Burnout untersucht werden.

Methodik: Bei der Studie handelt es sich um eine Längsschnittuntersuchung mit Messwiederholung nach 6 Monaten. An der Untersuchung nehmen 94 Rettungsassistenten aus Sachsen und 92 Rettungsassistenten aus Bayern teil. Durch Fragebögen werden Burnout (MBI, Maslach & Jackson, 1996), sekundäre Traumatisierung (PSS-SR, Foa, 1993), gesundheitliche Beeinträchtigungen (GHQ-28, Goldberg, 1988), Bewältigungsstil (CISS, Endler & Parker, 1990), Kohärenzgefühl (SOC, Schumacher et al., 2000), Selbstwirksamkeit (Schwarzer, 1999) und belastende Arbeitsbedingungen erfasst.

Ergebnisse: Ergebnisse zum ersten Messzeitpunkt zeigen, dass 23% der untersuchten Rettungsassistenten unter Burnoutsymptomen leiden. Ausgebrannte Rettungsassistenten fühlen sich in ihrer Arbeit stärker überfordert (r=.34) und nehmen Anforderungen wie Zeitdruck, hohe Einsatzfrequenz oder Umgang mit Angehörigen als belastender wahr. Außerdem leiden sie signifikant häufiger unter körperlichen Beschwerden (r=.58). Eine hohe Ausprägung posttraumatischer Symptome durch belastende Einsätze zeigen ca. 6% der untersuchten Stichprobe. Ist der Bewältigungsstil emotionsorientiert und sind Kohärenzgefühl und Selbstwirksamkeitserfahrung geringer ausgeprägt, ergeben sich höhere Werte für Burnout und PTBS.

Diskussion: Die bisherigen Ergebnisse machen deutlich, dass arbeitsspezifische Faktoren wie mangelnde Unterstützung des Arbeitgebers, Umgang mit Angehörigen, Schichtdienst und Zeitdruck die Symptomausprägung von Burnout erhöhen. Der Bewältigungsstil der Rettungsassistenten, ihr Kohärenzgefühl und ihre Selbstwirksamkeitserwartung haben einen bedeutenden Einfluss auf die Bewältigung rettungsdienstlicher Anforderungen.