Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2004; 48(1): 20-32
DOI: 10.1055/s-2004-819999
Originalia

Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Arzneimittelselbsterfahrung[1] mit Taxus baccata[*]

Christoph Abermann, Matthias Puschkarski
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Publication Date:
16 February 2004 (online)

Zusammenfassung

In dieser 1998 doppelblind und placebokontrolliert an 19 Probanden durchgeführten Arzneimittelselbsterfahrung wurde bewusst eine bekannte, aber schlecht geprüfte Arznei ausgewählt. Als zentrale Themen zeigten sich depressive Symptome gepaart mit Verlassenheitsgefühl; soziales Verantwortungsbewusstsein mit dem Verlangen zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird und einem Gefühl der Hilflosigkeit, wenn diese nicht möglich ist. An körperlichen Symptomen beeindruckten lokale Hitzegefühle und Röte, Müdigkeit sowie Halssymptome.

Summary

Taxus baccata was selected for the proving because it was a known remedy, but with a poor record of prior provings. The proving was conducted in 1998 in a double-blind, placebo-controlled trial, in which 19 persons participated. The central themes that emerged were symptoms of depression in combination with feelings of forsakenness; awareness of social responsibility with a desire to help where help is needed, as well as a feeling of helplessness when helping was not possible. The most salient physical symptoms were localized sensations of heat and redness, fatigue and throat symptoms.

01 Bis zum Jahr 1994 bezeichnete man in Österreich die Einnahme einer homöopathischen Arznei von Gesunden zur Entschlüsselung ihrer Wirkung als „Arzneimittelprüfung”. Seither ist diese jedoch im Arzneimittelgesetz definiert als klinische Prüfung, bei der verschiedene Voraussetzungen (z.B. Zustimmung durch eine Ethikkommission, Probandenversicherung etc.) erfüllt sein müssen. Ihr wurde die „Arzneimittelselbsterfahrung” gegenübergestellt als eigenverantwortlicher Selbstversuch im Zuge der Homöopathie-Ausbildung, die nicht als klinische Prüfung gilt und bei der der Aspekt der Selbsterfahrung im Vordergrund steht. Um oben beschriebene Voraussetzungen nicht erfüllen zu müssen, wählten wir für unsere Versuchsanordnung den Terminus der „Arzneimittelselbsterfahrung”, auch wenn sie aus homöopathischer Sicht nichts anderes war als eine klassische Arzneimittelprüfung.

06 *Ein beim Ligakongress in Graz am 25.4.03 von Dr. Christoph Abermann gehaltener Vortrag in leicht abgeänderter Version.

Anmerkungen

01 Bis zum Jahr 1994 bezeichnete man in Österreich die Einnahme einer homöopathischen Arznei von Gesunden zur Entschlüsselung ihrer Wirkung als „Arzneimittelprüfung”. Seither ist diese jedoch im Arzneimittelgesetz definiert als klinische Prüfung, bei der verschiedene Voraussetzungen (z.B. Zustimmung durch eine Ethikkommission, Probandenversicherung etc.) erfüllt sein müssen. Ihr wurde die „Arzneimittelselbsterfahrung” gegenübergestellt als eigenverantwortlicher Selbstversuch im Zuge der Homöopathie-Ausbildung, die nicht als klinische Prüfung gilt und bei der der Aspekt der Selbsterfahrung im Vordergrund steht. Um oben beschriebene Voraussetzungen nicht erfüllen zu müssen, wählten wir für unsere Versuchsanordnung den Terminus der „Arzneimittelselbsterfahrung”, auch wenn sie aus homöopathischer Sicht nichts anderes war als eine klassische Arzneimittelprüfung.

02 Einer der beiden Prüfungsleiter loste die 10 zuvor vereinbarten Arzneien der Reihe nach aus, notierte die Reihenfolge der Losung und schickte die entstandene Liste (s.o.: Arzneien von 1-10 nummeriert) an die Herstellerapotheke. Der andere Prüfungsleiter loste aus einem Topf mit 10 Losen, auf denen je eine Zahl zwischen 1 und 10 stand, eine Zahl aus (es war die Zahl 10) und schickte diese Zahl ebenfalls an Mag. R. Müntz (Salvator-Apotheke, Eisenstadt, Hersteller); dieser brachte Zahl und Liste in Übereinstimmung, wodurch die Entscheidung auf die Arznei Taxus baccata fiel. Die Prüfungsleiter und der Hersteller der Arznei vereinbarten Stillschweigen über das Ergebnis der Losung bis zum offiziellen Ende der AMSE.

03 Abdruck der [Abbildungen 1] und [2] mit freundlicher Genehmigung von Brita Gudjons: www.gudjons.com.

04 Abdruck der [Abbildung 3] mit freundlicher Genehmigung von Dr. Georg Riesner.

05 http://www.bris.ac.uk/Depts/Chemistry/MOTM/taxol/taxol.htm.

06 *Ein beim Ligakongress in Graz am 25.4.03 von Dr. Christoph Abermann gehaltener Vortrag in leicht abgeänderter Version.

Literatur

  • 01 Allen T F. Encyclopedia of Pure Materia Medica (Übersetzung aus dem Englischen durch den Erstautor). New Delhi; B. Jain Publishers 1992
  • 02 Gastier Dr. Épreuves pathogénétiques de l'if (Taxus baccata) (Übersetzung aus dem Französischen durch den Erstautor). Genf; Verlag Abraham Cherbuliez 1835 (Bibl. Homoeop., t. IV, No 10)
  • 03 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. 6. Auflage (herausgegeben von Josef M. Schmidt). § 105-145 Heidelberg; Haug 1992
  • 04 Leeser O. Lehrbuch der Homöopathie. Band B/I Pflanzliche Arzneistoffe. Heidelberg; Haug 1974 376: 1-384
  • 05 Lewin L. Gifte und Vergiftungen - Lehrbuch der Toxikologie. 4. Ausgabe. Berlin; Stilke 1929
  • 06 Mezger J. Über meine Erfahrungen mit Arzneimittelprüfungen.  AHZ. 1974;  75 219-220
  • 07 Sherr J. The Dynamics and Methodology of Homeopathic Provings. West Malvern; Dynamis Books 1994
  • 08 Stäger R. Taxus baccata.  AHZ. 1902;  142 106-107
  • 09 Stapf E. Archiv für homöopathische Heilkunst. Leipzig; Carl Heinrich Reclam-Verlag 1835
  • 10 Trinks C F, Müller C, Noack A. Handbuch der homöopathischen Arzneimittellehre. 2. Band. Leipzig 1843 und 1847: 1132ff. Nachdruck Göttingen; Burgdorf 1984

Internetseiten

  • Giftinformationszentrale Bonn, www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/eibe.html,

  • Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie: www-vetpharm.unizh.ch/giftdb/pflanzen/0039_vet.htm; www.gifte.de/taxus_baccata.htm;

  • Gymnosperm Database: www.botanik.uni-bonn.de/conifers/ta/ta/ baccata.htm; www.taxol.com.

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Christoph Abermann

Paulistr. 3

A-4813 Altmünster

Email: ca@tirol.com

Dr. med. Matthias Puschkarski

Tschabuschniggstr. 5/4

A-9020 Klagenfurt

Email: puschkarski@utanet.at

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