Geburtshilfe Frauenheilkd 2004; 64(9): R197-R228
DOI: 10.1055/s-2004-821324
GebFra-Refresher

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hyperandrogenämie - Teil 2

TherapieH. Binder2 , M. W. Beckmann2 , F. Kiesewetter3 , H. M. Schulte1 , M. Ludwig1
  • 1Endokrinologikum Hamburg
  • 2Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
  • 3Dermatologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen
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Publication Date:
02 September 2004 (online)

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Mögliche Ansätze zur Therapie der Hyperandrogenämie sind in Tab. [1] dargestellt. Daneben existieren kosmetische Maßnahmen, die vom Bleichen der störenden Haare über die Epilation mit elektrischen Geräten oder Wachsplatten bzw. Rasur bis zur Lasertherapie reichen. Für diese Alternativen kann unter Umständen bei den Krankenkassen eine Kostenübernahme erwirkt werden.

Tab. 1 Angriffspunkte bei der Therapie der Hyperandrogenämie Produktion Kortikosteroide (ACTH-Suppression →, wingdings Suppression der Nebennierenrindenfunktion) orale Kontrazeptiva (LH/FSH-Suppression →, wingdings Suppression der Ovarfunktion) Metformin/Glitazone (Senkung der Hyperinsulinämie bzw. Insulinsensitizer →, wingdings Korrektur des verschobenen LH/FSH-Quotienten und Minderung der Androgensynthese in Ovar und Nebennierenrinde durch direkte Wirkung?) Transport orale Kontrazeptiva (SHBG-Erhöhung →, wingdings Senkung der freien Androgene) Wirkung 5α-Reduktase (Hemmung der Konversion von Testosteron zu Dihydrotestosteron) Finasterid (selektive Hemmung der 5α-Reduktase Typ 2) Dutasterid (Hemmung der 5α-Reduktase Typ 1 + 2) Spironolacton (Aldosteronantagonist, Androgenrezeptorblocker) Flutamid (Antiandrogen) Antiandrogenwirksame Gestagene (Rezeptorblockade) Cyproteronacetat (relative Wirksamkeit: 1,0) Dienogest (relative Wirksamkeit: 0,4) Drospirenon (relative Wirksamkeit: 0,3) Chlormadinonacetat (relative Wirksamkeit: 0,2)

Ein Entscheidungsbaum zur Wahl des richtigen therapeutischen Weges ist in Abb. [1] dargestellt. Dieses Schema macht deutlich, dass im Fall der vorwiegend kosmetischen Problematik ein orales Kontrazeptivum mit primär antiandrogen wirksamem Gestagen die Therapie der ersten Wahl darstellt gefolgt von alternativen Ansätzen wie Spironolacton, Flutamid und Finasterid. Eine Ausnahme bildet die PCOS-Patientin mit nachweisbarer peripherer Insulinresistenz, bei der sowohl im Rahmen der Kosmetik als auch bei unerfülltem Kinderwunsch Metformin eine nachgewiesen hoch aktive Therapie darstellt.

Abb. 1 Entscheidungsbaum zur Therapiefindung bei Hyperandrogenämie bzw. Hyperandrogenismus.

Dexamethason wird bei der hyperandrogenämischen Kinderwunschpatientin eingesetzt. Diese Therapie ist nur in Ausnahmefällen (s. u.) effektiv und erfordert stets die Kombination mit einem Insulinsensitizer oder einer ovariellen Stimulation mit z. B. Clomifen.

Literatur

Priv.-Doz. Dr. med. M. Ludwig

Endokrinologikum Hamburg
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