Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB26
DOI: 10.1055/s-2004-822488

Bedarfslagen und Unterstützungsmöglichkeiten für alleinerziehende Mütter – Vorstellung eines strukturierten Gruppenprogramms

M Franz 1
  • 1Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Düsseldorf

Die Zahl der alleinerziehenden Mütter in Deutschland nimmt seit Jahrzehnten kontinuierlich zu. Heute wächst etwa 1/5 aller Kinder in einer Einelternfamilie auf. Die materielle, soziale und psychische Belastung der Alleinerziehenden und ihrer Kinder ist hoch, was sich in einer ebenfalls statistisch signifikanten Häufung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen in dieser Bevölkerungsgruppe niederschlägt. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der Düsseldorfer Alleinerziehendenstudie an einer großen epidemiologischen Stichprobe die psychosoziale Beeinträchtigung Alleinerziehender und ihrer Kinder ermittelt und ein bindungszentriertes, supportives strukturiertes Gruppenprogramm für alleinerziehende Mütter entwickelt und evaluiert. Diese Beeinträchtigung ziehen in Langzeitstudien nachgewiesene erhebliche Erkrankungsrisiken auch für die betroffenen Kinder nach sich. Methodik: 5000 Düsseldorfer Schulneulinge wurden im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung bzgl. ihres Familienstatus eingestuft. Knapp 20% der Kinder lebten in Einelternfamilien. Die alleinerziehenden Mütter dieser Stichprobe und ihre Kinder wurden hinsichtlich ihrer psychosozialen Beeinträchtigung bzw. Verhaltensauffälligkeiten mit standardisierten Fragebögen untersucht. Eine Teilstichprobe erhielt nach ausführlicher Eingangsdiagnostik, in der u.a. auch die Bindungsmuster der Kinder untersucht wurden, das Angebot, an einem strukturierten Gruppenprogramm (bindungszentriert, supportiv) über 15 Sitzungen hinweg teilzunehmen. Ergebnisse: Die psychische/psychosomatische Belastung der alleinerziehenden Mütter war statistisch signifikant gegenüber der Kontrollgruppe verheirateter Mütter erhöht (SCL-90 R), die soziale Situation der alleinerziehenden Mütter war wesentlich ungünstiger als in der Kontrollgruppe. Die Kinder der alleinerziehenden Mütter zeigten ebenfalls vermehrte Verhaltensauffälligkeiten, wobei dieser Befund für die Jungen statistisch signifikant war.