Psychother Psychosom Med Psychol 2004; 54 - AB61
DOI: 10.1055/s-2004-822523

Fremdbeurteilung der psychosozialen Belastung bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), Morbus Crohn, Colitis ulcerosa

S Kunzendorf 1, D Benninghoven 1, K Straubinger 1, G Jantschek 1
  • 1Medizinische Klinik II/Psychosomatik, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

Fragestellung: Nachdem sich das LIPS (Lübecker halbstandardisiertes Interview zum psychosozialen Screening) anhand der Daten von etwa 200 kardiologischen Patienten als praktikables Fremdbeurteilungsinstrument erwiesen hat, dessen Validität durch signifikante Korrelationen zu etablierten Selbstbeurteilungsinstrumenten (r=0,5-0,6) gezeigt werden konnte, wurde der Anwendungsbereich auf die Gruppe der Patienten mit CED ausgedehnt. Vor dem Hintergrund, dass die psychosoziale Belastung dieser Patienten mit der Krankheitsaktivität im Zusammenhang steht, erfolgte die Validierung zusätzlich anhand der Aktivitätsindices CAI und CDAI.

Methode: Es handelt sich um ein Fremdbeurteilungsinstrument, mit dem die psychosozialen Belastungsfaktoren Depressivität, Angst, mangelnde soziale Unterstützung, subjektive Belastung und Beeinträchtigung durch die Erkrankung auf der Grundlage eines etwa zehnminütigen halbstandardisierten Interviews auf vorgegebenen Skalen eingeschätzt werden.

Ergebnisse: Die Reliabilität und Validität des Instrumentes sowie dessen Praktikabilität konnten anhand der Daten von 83 Patienten mit CED bestätigt werden. Die Validität im Vergleich zu etablierten Selbstbeurteilungsinstrumenten entspricht mit signifikanten Korrelationen (r=.5 bis .6) der Voruntersuchung. Es konnte eine gute Interraterreliabilität erzielt werden. Die Korrelationen der psychosozialen Faktoren zu den somatischen Krankheitsaktivitätsindices waren hoch, besonders zu den Kategorien „Depressivität“ und „Beeinträchtigung durch die Erkrankung“.

Diskussion: Für Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und mit CED erweist sich das Kurzinterview als alltagstaugliches und aussagefähiges Instrument zum psychosozialen Screening. Anhand der zu jeder Skala vorhandenen Ankerbeispiele können Ärztinnen und Ärzte der Primärversorgung einfach in die Methode eingeführt werden. Erweiterungen im Sinne eines Modulsystems für Patienten mit anderen Krankheitsentitäten sind geplant.