Laryngorhinootologie 2004; 83 - 6_24
DOI: 10.1055/s-2004-823268

Simultanes papilläres Schilddrüsencarcinom des Ductus thyreoglossus im Bereich einer medianen Halszyste und des rechten Schilddrüsenlappens

KH Lehnerdt 1, J Mehlhorn 2, H Nürnberger 3, T Deitmer 1
  • 1Städt.HNO-Klinik
  • 2Pathologische Institut, Klinikum Dortmund
  • 3Klinik für Chirurgie, Klinikum Dortmund

Die mediane Halszyste ist ein Residuum des Ductus thyreoglossus, der beim Embryo die Verbindung zwischen Schilddrüse und Schlundboden darstellt. Maligne Transformationen können in etwa 1% der Fälle beobachtet werden. Aufgrund des Schilddrüsendeszensus kann versprengtes Schilddrüsengewebe mit charakteristischen Malignomen wie z.B. dem papillären Schilddrüsencarcinom angetroffen werden.

Ein 51jähriger Patient wurde aufgrund einer langsam größenprogredienten, indolenten Raumforderung auf Höhe des Zungenbeins vorstellig. Sonographisch stellte sich diese ovalär, echoarm mit inhomogener Binnenstruktur sowie dorsaler Schallverstärkung dar.

Bei der Verdachtsdiagnose einer medianen Halszyste wurde die Befundexstirpation durchgeführt. Die histologische Aufarbeitung ergab ein mäßig differenziertes papilläres Schilddrüsencarcinom des Ductus thyreoglossus im Bereich einer medianen Halszyste.

Das Staging war bis auf grenzwertig große Lymphknoten der Halsgefäßscheide bds ohne Hinweis für eine Metastasierung. Es erfolgte die totale Thyroidektomie mit Lymphadenektomie bds. Die histologische Aufarbeitung zeigte ein nicht gekapseltes papilläres Carcinom im Bereich des rechten Schilddrüsenlappens. Da sich der Zweitbefund histologisch von dem Befund der medianen Halszyste unterschied, war von einem unabhängigen Zweitcarcinom auszugehen. Postoperativ schloß sich eine ablative Radiojodtherapie an.

Bisher konnten erst 4 Fälle mit dem Befund eines simultanen papillären Schilddrüsencarcinoms im Bereich einer medianen Halszyste und der Schilddrüse beschriebenen werden.