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DOI: 10.1055/s-2004-828317
Gibt es ein Selbst in der Verhaltenstherapie?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
08. September 2004 (online)

Abstract
In der behavioristischen Frühzeit der Verhaltenstherapie wurde die Auseinandersetzung mit Begriffen wie dem Selbst als mentalistische Spekulation abgelehnt. Mit der kognitiven Wende tauchte das Selbst in zentralen Begriffen wie Selbstmanagement und Selbstwirksamkeit auf; allerdings war es schwierig zu definieren, welcher Art dieses „Selbst” in der Selbstregulation sein sollte. Einen Ausweg zum Selbst als tautologischem Erklärungsmodell oder als steuernder Instanz von der Art eines Homunkulus weist die Systemtheorie auf, sodass der Begriff „Selbstsystem” das aktuelle Selbst-Konzept der Verhaltenstherapie besser beschreibt. Dies deckt sich auch mit neuropsychologischen Befunden, die das Selbstbewusstsein als emergentes, im Laufe der Evolution entstandenes Phänomen beschreiben. Dieses ist nicht auf eine bestimmte Hirnregion beschränkt, sondern entsteht im Zusammenspiel verschiedener neuronaler Strukturen. Die Forschungsarbeiten Damasios zeigen, dass hierbei auch die Repräsentanz des Körpers und das Körpergefühl eine zentrale Rolle spielen.
Key words
Persönlichkeit - Selbst - Selbstbewusstsein - Selbstmanagement - Verhaltenstherapie
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1 Die pragmatisch-konstruktivistische Grundorientierung der Verhaltenstherapie mag dazu beigetragen haben, dass ihr in Phasen grundlegender Wandlungen ihrer Paradigmen eine Aufspaltung in verschiedene Schulen, wie z. B. „Skinnerianer”, „Kanferianer” oder „Beckianer” erspart geblieben ist.
2 Hierzu gehören z. B. die Feldenkraismethode oder die funktionelle Entspannung nach Marianne Fuchs.
Korrespondenzadresse:
PD Dr. med. Volker Köllner
Fachklinik für Psychosomatische Medizin
Bliestal Kliniken
Am Spitzenberg
66440 Blieskastel