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DOI: 10.1055/s-2004-828686
Evaluierung bettseitig durchführbarer Messmethoden der alveolären Rekrutierung
Fragestellung: Die “open lung“ Strategie beim Akuten Lungenversagen (ALI) bein-haltet die Eröffnung atelektatischer Bezirke, z.B. durch ein Rekrutierungsmanöver (RM). Der Erfolg oder Misserfolg eines RM wird bettseitig durch die Messung von Parametern des Gasaustausches und der Lungenmechanik festgestellt. Bisher ist nicht untersucht, welche dieser Parameter am besten mit belüftetem oder atelek-tatischem Lungengewebe korrelieren und ob die gemessenen Veränderungen einen Rückschluss auf das Ausmaß der erfolgten Rekrutierung zulassen.
Material und Methoden: Nach behördlicher Genehmigung wurde bei 8 anästhe-sierten Schweinen ein ALI durch Surfactantauswaschung induziert. Unter volumenkontrollierter Beatmung mit PEEP=10cm H2O wurden Hämodynamik (MAD, HZV, SVR), Gasaustasch (PaO2, PaCO2, venöse Beimischung Qva/Qt) und Lungenmechanik (Compliance Crs, Plateaudruck Pplat) gemessen und eine Inflation-Deflation PV-Kurve (PV-Tool, Hamilton Galileo) erstellt. Mittels mathematischer Analyse (Venegas-Algorithmus) wurden LIP, UIP, Cmax sowie Hystereserate (HR), Hysteresefläche (HA) und Stress-Index bestimmt. Durch ein Spiral-CT der ganzen Lunge in Ex- und Inspirationsstellung wurden die Volumina von pulmonalem Gas (VGAS), belüfteter (VAER), wenig belüfteter (VPOOR) und unbelüfteter Lunge (VNON) bestimmt. Anschließend wurde ein RM durchgeführt (3×45cm H2O für 40s) und alle Messungen wiederholt. Die prä-RM-Parameter wurden mit den CT-Volumina korreliert. Veränderungen von prä- nach post-RM („mean rate of change“, MROC) wurden für alle Werte X als XPOST/XPRÄ-1 berechnet und mit den Veränderungen von VGAS, VAER, VPOOR und VNON korreliert (Pearson's Koeffizient r2).
Ergebnisse: Prä-RM wurde eine signifikante Korrelation zwischen PaO2 – VAER (0,82) und HR – VGAS (0,85) gefunden. Kein Parameter korrelierte mit VNON, lediglich VPOOR – HA (0,83) korrelierten positiv. Post RM ergaben sich eine verbesserte Oxygenierung und Lungenmechanik. Allerdings korrelierten die MROC von SaO2, PaO2 und Qva/Qt nicht mit den CT-Volumina. Der LIP korrelierte positiv mit VAER (0,91) und VGAS (0,88) und invers mit VNON (-0,87). HR und HA korrelierten positiv mit VPOOR (0,86) und invers mit VNON (-0,86). Die MROC von VPOOR korrelierte mit Crs (0,83), PPLAT (-0,98) und HA (0,86). Der Stress-Index veränderte sich nicht.
Schlussfolgerungen: Das Ausmaß des Atelektasenvolumens kann mit den untersuchten Parametern nicht quantifiziert werden. Komplexe Analysen der PV-Kurve, aber nicht konventionelle Gasaustauschparameter korrelieren mit der Rekrutierung atelektatischer Areale. Die physiologische Bedeutung des LIP muss reevaluiert werden, da dieser mit Rekrutierung ansteigt.