ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2004; 113(6): 241
DOI: 10.1055/s-2004-829977
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Virenangriff aus der Steckdose

Cornelia Gins
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Publication Date:
07 July 2004 (online)

Da ist man nun endlich auf dem Laufenden, hat Praxis- und Heimcomputer auf den neusten Stand gebracht. Hat das auch mit dem Internet nicht nur verstanden, sondern weiß es auch sinnvoll zu nutzen - und schon ist man näse, wie der Berliner sagt. Neben Karius und Baktus schleicht sich inzwischen vermehrt anderes Getier in die Praxen und macht den Praxisalltag nicht nur schwer, sondern unter Umständen fast unmöglich. Millionen Computer wurden von dem letzten Internet-Wurm „Sasser” lahm gelegt. Die Angreifer sind unsichtbar, sie haben keine Adresse, sie bedienen sich virtueller Waffen, und sie richten Schäden in Millionenhöhe an. Unternehmen, Banken, Behörden und das Gesundheitswesen - alle sind betroffen, und die Abstände zwischen den Attacken werden immer kürzer.

Das Problem ist seit Jahren bekannt, und doch scheint der Nutzer fast machtlos zu sein. Im vergangenen Jahr entstanden weltweit Schäden in Höhe von 55 Milliarden Dollar, 2002 waren es noch knapp 30 Milliarden, 2001 sogar „nur” 13 Milliarden. Rund um den Globus laufen Millionen Computer mit dem Windows-Betriebssystem Das Fatale ist, dass die Sicherheitslücken, die die Hacker benutzen, auch Microsoft bekannt sind. Schon Mitte April wurden diese Lücken in der aktuellen Betriebssoftware eingeräumt. Wie inzwischen bekannt, ist es ja wohl kinderleicht, diese aufzuspüren und für eigene Zwecke zu nutzen. Im Fall „Sasser” wurde das Problem sogar von Microsoft detailliert beschrieben, allerdings verbunden mit der dringenden Empfehlung zu einem Update.

Rund 80 % der Mittelständler nutzen Computer und IT-Netzwerke. Modernes Management ist ohne die Elektronik auch in der Zahnarztpraxis nicht mehr möglich. Vereinfachung in Verwaltung, gestiegener Komfort in der Patientenbetreuung macht sie unverzichtbar, aber auch abhängig und angreifbar. Etwa ein Viertel der Betriebe ist für den elektronischen Supergau nicht vorbereitet. Die installierten Virenschutzsysteme sind, wenn überhaupt vorhanden, oft veraltet. Alle Computer sicherheitstechnisch innerhalb kürzester Zeit auf den neuesten Stand zu bringen, überfordert allerdings auch „Professionals”. Nichtsdestotrotz gibt es auch für den „Kleinnutzer Zahnartpraxis” keine andere Möglichkeit sich zu schützen, als sich regelmäßig über alle neuen Sicherungsmöglichkeiten der Betriebssysteme zu informieren und selbige auch zu installieren. Nachlässigkeit wird sonst mit einem hohen Preis bezahlt werden.

Schade, dass immer wieder soviel Energie in negatives Handeln fließt. Was wäre, wenn diese Potenziale nutzbringend für die Menschheit angewendet werden könnten. Es wäre kaum auszuhalten.

Dr. med. dent. Cornelia Gins

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