Einleitung: Die Inzidenz von Gallengangsläsionen bei stumpfen Bauchtraumata vor allem durch Verkehrsunfälle
liegt bei 1 bis 9%. Für die endoskopische Diagnostik und Therapie dieser Gallengangsverletzungen
gibt es keine einheitlichen Richtlinien. Insbesondere die Abgrenzung zum chirurgischen
Vorgehen ist unklar. Komplikationen chirurgischer Erstversorgung sind früh-postoperative
Anastomosenleckagen und Strikturen im Langzeitverlauf. Die Konsequenzen sind rezidivierende
Cholangitiden, intrahepatische Lithiasis, sekundär biliäre Zirrhose und portale Hypertension.
Methodik: Bei 12 Patienten (8 x m, 4 x w; mittl. Alter: 47 Jahre, min. 12–max. 79 Jahre) von
insgesamt 9.288 mit ERCP´s im Zeitraum vom 01.11.98 bis zum 29.02.04 wurden retrograde
Gallenwegsdarstellungen wegen stumpfen Bauchtraumata durchgeführt. Die Indikationen
bestanden in biliärer Leckage mit Peritonitis oder Cholestase/Cholangitis. Ergebnisse: 6 x fanden sich Rupturen des proximalen DHC oder eines Hepaticushauptastes mit einem
Durchmesser <5mm, 3 x mit einem Durchmesser >5mm und 3 x Stenosen im zentralen Gallenwegssystem.
Die Therapie bestand in primärem Schienen und Stenten der Leckagen mit <5mm Durchmesser
bei n=6 Patienten und in der Ballondilatation und anschließendem einjährigem 3-fach-Parallelstenting
als anhaltende Dilatationsmaßnahme bei n=3. Primäre Chirurgie wurde bei den Leckagen>5mm
Durchmesser bei n=3 Patienten erforderlich. Bei n=4 wurde eine zusätzliche transkutane
Biliomdrainage appliziert. Die mittl. Nachbeobachtung lag bei 32 Monaten (min. 14–max.
45 Monate). 9 Patienten waren nach Endotherapie beschwerdefrei, 3 mit Leckagen >5mm
Durchmesser mussten mehrere Wochen mit schwerer Sepsis und weiteren Organschäden auf
Intensivstation verbleiben. Auch diese sind mittlerweile beschwerdfrei. Schlussfolgerungen: Bei traumatischen Gallengangsverletzungen mit kardiopulmonaler Stabilität sollte
grundsätzlich eine ERC mit Absprache des Resultates mit dem Abdominalchirurgen erfolgen.
Bei kurzstreckigen Leckagen und narbigen Stenosen sollte eine primäre Endotherapie
erfolgen. Bei Leckagen >5mm Durchmesser ist das sofortige chirurgische Vorgehen indiziert.
Key words
Endoskopische Therapie - Gallengangsverletzungen - Stumpfes Bauchtrauma