Z Gastroenterol 2004; 42 - P172
DOI: 10.1055/s-2004-831626

Stellenwert endoskopischer Therapie bei Gallengangsverletzungen aufgrund stumpfer Bauchtraumata

AC Adler 1, W Veltzke-Schlieker 1, H Abou-Rebyeh 2, B Wiedenmann 1, P Neuhaus 3, RE Hintze 1
  • 1Charité, Campus Virchow Klinikum, Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie
  • 2Med. Klinik m.S. Gastroenterologie Charite Campus Virchow
  • 3Charité, Campus Virchow-Klinikum, Chirurgische Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie

Einleitung: Die Inzidenz von Gallengangsläsionen bei stumpfen Bauchtraumata vor allem durch Verkehrsunfälle liegt bei 1 bis 9%. Für die endoskopische Diagnostik und Therapie dieser Gallengangsverletzungen gibt es keine einheitlichen Richtlinien. Insbesondere die Abgrenzung zum chirurgischen Vorgehen ist unklar. Komplikationen chirurgischer Erstversorgung sind früh-postoperative Anastomosenleckagen und Strikturen im Langzeitverlauf. Die Konsequenzen sind rezidivierende Cholangitiden, intrahepatische Lithiasis, sekundär biliäre Zirrhose und portale Hypertension. Methodik: Bei 12 Patienten (8 x m, 4 x w; mittl. Alter: 47 Jahre, min. 12–max. 79 Jahre) von insgesamt 9.288 mit ERCP´s im Zeitraum vom 01.11.98 bis zum 29.02.04 wurden retrograde Gallenwegsdarstellungen wegen stumpfen Bauchtraumata durchgeführt. Die Indikationen bestanden in biliärer Leckage mit Peritonitis oder Cholestase/Cholangitis. Ergebnisse: 6 x fanden sich Rupturen des proximalen DHC oder eines Hepaticushauptastes mit einem Durchmesser <5mm, 3 x mit einem Durchmesser >5mm und 3 x Stenosen im zentralen Gallenwegssystem. Die Therapie bestand in primärem Schienen und Stenten der Leckagen mit <5mm Durchmesser bei n=6 Patienten und in der Ballondilatation und anschließendem einjährigem 3-fach-Parallelstenting als anhaltende Dilatationsmaßnahme bei n=3. Primäre Chirurgie wurde bei den Leckagen>5mm Durchmesser bei n=3 Patienten erforderlich. Bei n=4 wurde eine zusätzliche transkutane Biliomdrainage appliziert. Die mittl. Nachbeobachtung lag bei 32 Monaten (min. 14–max. 45 Monate). 9 Patienten waren nach Endotherapie beschwerdefrei, 3 mit Leckagen >5mm Durchmesser mussten mehrere Wochen mit schwerer Sepsis und weiteren Organschäden auf Intensivstation verbleiben. Auch diese sind mittlerweile beschwerdfrei. Schlussfolgerungen: Bei traumatischen Gallengangsverletzungen mit kardiopulmonaler Stabilität sollte grundsätzlich eine ERC mit Absprache des Resultates mit dem Abdominalchirurgen erfolgen. Bei kurzstreckigen Leckagen und narbigen Stenosen sollte eine primäre Endotherapie erfolgen. Bei Leckagen >5mm Durchmesser ist das sofortige chirurgische Vorgehen indiziert.