Z Gastroenterol 2004; 42 - P269
DOI: 10.1055/s-2004-831723

Orlistat reduziert die Gallenblasenmotilität durch Verminderung der Cholecystokinin-Serumspiegel

M Ellrichmann 1, JM Otte 1, G Brunke 2, KH Herzig 3, WE Schmidt 1, F Schmitz 1
  • 1Labor für experimentelle Gastroenterologie; Medizinische Klinik I am St. Josef Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum
  • 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, 1. Medizinische Klinik
  • 3A.I. Virtanen Institue for Molecular Sciences, Dept. of Surgery, KYS, University of Kuopio

Einleitung: Orlistat (Tetrahydrolipstatin, Xenical©) ist ein kovalenter Hemmstoff der intraluminalen Pankreaslipase. Es kommt zu einer um 30% verminderten Hydrolyse der Triglyceride in Monoglyceride (MG) und freie Fettsäuren (FS). In dieser Studie sollte der Einfluss von Orlistat auf die Gallenblasenmotilität und auf die Sekretion von CCK untersucht werden. Methode: 22 gesunde Probanden erhielten zu zwei Zeitpunkten eine Reizmahlzeit bestehend aus 200ml süßer Sahne und 2 TL Kakao (618 kcal; 63,4g Fett, 4,8g Eiweiß und 6,8g KH) einmal mit und einmal ohne vorherige Einnahme von Orlistat. Zu den Zeitpunkten 0, 5, 10, 20, 30 und 40 Minuten nach Reizmahlzeit wurde abdomensonographisch das Gallenblasenvolumen bestimmt und eine venöse Serumprobe entnommen. Mittels Bioassays wurde in diesen Serumproben die CCK-Konzentration bestimmt. Ergebnis: Orlistat führt zu einer signifikanten Hemmung der Gallenblasenmotilität. Das Ausgangsvolumen der Gallenblase nimmt ohne Orlistat um 78,54% ab, während die Einnahme nur eine Kontraktion um 45,74% zuließ (p<0,0001). Unter Beachtung der zeitlichen Kinetik lässt sich zusätzlich eine protrahierte Kontraktion von 10 Minuten unter Orlistat erkennen. Proportional hierzu verhielten sich die CCK-Konzentrationen im Serum. Nach Gabe von Orlistat wurden hochsignifikant niedrigere Peak-Konzentrationen sezerniert als ohne Orlistat (CCKmaxmit=4,11 pmol/l; CCKmaxohne=7,84 pmol/l; p<0,001) bei späterem Erreichen der Peakkonzentrationen mit einem dt von 10min. Diskussion: Orlistat hat einen signifikant hemmenden Einfluss auf die Gallenblasenmotilität und die Serumkonzentrationen von CCK. Bei erniedrigten intraduodenalen Konzentrationen an FS und MG durch die gehemmte Pankreaslipase lassen sich signifikant geringere CCK-Serumspiegel erkennen. Somit lässt sich folgern, dass die freien Fettsäuren und Monoglyceride den stärksten Sekretionsreiz an den I-Zellen des oberen Gastrointestinaltraktes für CCK darstellen. Durch die eingeschränkte Kontraktion der glatten Muskulatur der Gallenblase kommt es zu einer Stase der intraluminalen Gallensalze, die die Lithogenität der Gallenflüssigkeit erhöhen kann. Orlistat könnte somit bei langfristiger Einnahme die Bildung von Cholesteringallensteinen fördern.