Bei der autosomal vererbten chronisch progressiven externen Ophthalmoplegie (CPEO)
finden sich im Muskel multiple Deletionen der mitochondrialen DNA (mtDNA), die durch
Mutationen in nukleären Gene, die für die Replikation der mtDNA wichtig sind, hervorgerufen
werden. Man spricht daher auch von Defekten der intergenomischen Kommunikation. In
den vergangenen Jahren wurden bei autosomal vererbter CPEO in drei Genen Mutationen
identifiziert: Twinkle, Adenin-Nukleotid-Translokator 1 (ANT1) und mitochondriale
Polymerase Gamma 1 (POLG1).
Wir haben bei einem Kollektiv von 18 Index-Patienten (11 familiäre und 7 sporadische
Fälle) mit CPEO und multiplen Deletionen der mtDNA diese drei Genen untersucht. Im
Twinkle-Gen wurden bei zwei Familien neue Missense-Mutationen identifiziert (K319T
und K319E), die das gleiche Kodon betrafen. Die Mutation K319E führte phänotypisch
zu einer CPEO ohne multisystemische Symptomatik während die Mutation K319T mit einer
multisystemischen Form im Sinne eines SANDO-Syndroms (sensible Ataxie bei Neuropathie,
Dysarthrie und Ophthalmoplegie) assoziiert war. Die unterschiedliche Schwere könnte
dadurch bedingt sein, dass bei der K319T das basische Lysin durch die neutrale Aminosäure
Threonin ersetzt wird, während bei der K319E die saure Aminosäure Glutaminsäure entsteht.
Im ANT1-Gen, in dem bisher lediglich vier Mutationen bekannt sind, fand sich bei einer
Familie eine neue Mutation A90D. Zwei Brüder boten eine CPEO mit Beteiligung der Extremitätenmuskeln,
deren Schwester litt an einer CPEO und einer schizoaffektiven Psychose. Im POLG1-Gen
trug kein Patient eine Mutation. Da sich bei 15 der 18 Patienten mit multiplen Deletionen
der mtDNA keine Mutation in den drei Genen fand, ist davon auszugehen, dass Defekte
in weiteren noch unbekannten Genen zu einer autosomal vererbten CPEO mit multipen
Deletionen der mtDNA führen.