Hintergrund: Ungefähr die Hälfte aller Frühberenteten in Deutschland hat in den fünf Jahren vor
der Berentung keine medizinische Rehabilitationsmaßnahme in Anspruch genommen. Die
Ermittlung der Motive und Gründe der Nicht-Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen ist
daher ein wichtiger Schritt zur Optimierung des Zugangs zur medizinischen Rehabilitation.
Ziel: Das Projekt „Frühberentete ohne Reha“ ermittelt unter anderem die Motive und Gründe
der Nicht-Inanspruchnahme von Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation, um daraus
Risiken, die Frühberentung ohne Rehabilitation fördern, zu identifizieren. Methoden: Eine geschichtete Zufallsauswahl aus den Rentenzugängen des Jahres 2000 der LVA Sachsen-Anhalt,
bestehend aus Frühberenteten ohne Rehabilitation (FRO, n>1.000), Frühberenteten mit
Rehabilitation (FRR; n>500) sowie Altersberenteten mit Rehabilitation (ARR; n>500),
wurde postalisch im Sommer 2003 befragt (n=2.118, Rücklauf 53,9%). Ergebnisse: Den ARR und den FRR wurde häufiger als den FRO von der Familie, vom Hausarzt oder
einem anderen Arzt, einem Reha-Berater, der Krankenkasse oder der LVA zu einer medizinischen
Reha geraten (p jeweils <0,001). Der Rat zur Beantragung der Frühberentung erfolgte
bei den FRR häufiger durch die Familie (22,9% vs. 15,9%; p=0,01), durch die LVA (13,1%
vs. 6,1%; p=0,001) oder durch einen anderen Arzt als Haus- oder Betriebsarzt (61,3%
vs. 47,2%; p<0,001), wohingegen die FRR seltener eine Frührente ohne die Anregung
Dritter beantragten (8,8% vs. 14,6%; p=0,02). Nach dem Antrag auf Frühberentung wurden
die FRR wesentlich häufiger von der LVA aufgefordert, an einer medizinischen Reha-Maßnahme
teilzunehmen (52,9% vs. 12,8%; p<0,001), der Antrag zunächst abgelehnt (40,4% vs.
21,0%; p<0,001) oder rückwirkend bewilligt (50,5% vs. 42,0%; p=0,02). Diskussion und Schlussfolgerungen: Einige Motive und Gründe der (Nicht-)Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen konnten deutlich
identifiziert werden, woraus gezielt Schwerpunkte zur Optimierung des Reha-Zugangs
abgeleitet werden können.