Zeitschrift für Palliativmedizin 2004; 5(4): 102-106
DOI: 10.1055/s-2004-834590
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Euthanasie und ärztlich unterstützter Suizid: eine Stellungnahme der Ethics Task Force der European Association for Palliative Care (EAPC)

Euthanasia and Physician-Assisted Suicide: A View from an EAPC Ethics Task ForceLars  Johan  Materstvedt1 , David  Clark1 , John  Ellershaw1 , Reidun  Førde1 , Anne-Marie  Boeck Gravgaard1 , Hans-Christof  Müller-Busch1 , Josep  Porta i Sales1 , Charles-Henri  Rapin1
  • 1Abteilung für Anästhesiologie, Palliativmedizin und Schmerztherapie am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe
Die Originalversion: „Euthanasia and physician-assisted suicide: a view from an EAPC Ethics Task Force” erschien in Palliative Medicine 2003, 17: 97 - 101. Sie wurde begleitet von 55 Kommentaren aus 32 Ländern. Die Stellungnahme der Ethics Task Force wurde uneingeschränkt und einstimmig als offizielle Position der EAPC im Juni 2003 übernommen. Die deutsche Übersetzung wurde von der EAPC autorisiert und erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Arnold Journals, dem Herausgeber der Fachzeitschrift Palliative Medicine. An der Übertragung ins Deutsche haben mitgewirkt: Birgit Jaspers, Eberhard Klaschik, Hans-Christof Müller-Busch, Sigune Peiniger, Ute Reimann und René Vollenbroich. Referee: Martin Frank, Philosophische Abteilung der Norwegischen Universität für Naturwissenschaft und Technologie. Die Mitglieder der Ethics Task Force der EAPC danken allen an der deutschen Übersetzung Beteiligten für ihren hilfreichen Beitrag. Kostenloser Download der englischen Originalversion, Kommentare und Repliken unter: http://www.eapcnet.org/download/forEuthanasia/PM200317(2)Materstvedt.pdf http://www.eapcnet.org/download/forEuthanasia/PM200317(5)Materstvedt.pdf
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Publication History

Publication Date:
05 January 2005 (online)

Nach einer Debatte des Europäischen Parlaments im Jahre 1991, die auf unterschiedlichen Ebenen in Europa Diskussionen zum Thema Euthanasie entfachte, berief der Vorstand der European Association for Palliative Care (EAPC) eine Arbeitssitzung, um mit Hilfe von zwei Experten die Einstellung dieser Organisation zur Euthanasie zu verdeutlichen. Im Jahre 1994 wurde im „European Journal of Palliative Care”, der offiziellen Zeitschrift der EAPC, eine erste Stellungnahme - „Regarding Euthanasia” - veröffentlicht [1]. Im Februar 2001 wurde vom Vorstand der EAPC erneut ein Expertenteam (die Ethics Task Force) berufen, um die EAPC auf den neusten Stand zum Themenkomplex zu bringen.

Zu erwähnen ist, dass es auf dem Gebiet der palliativen Fürsorge und somit auch Palliativmedizin (zusammen: Palliative Care) in den vergangenen Jahren zwar große Entwicklungen und Erfolge gab, gleichzeitig jedoch auch die Frage der Euthanasie und des ärztlich unterstützten Suizids häufig und zum Teil kontrovers diskutiert wurde. Zudem wurden in einigen Ländern neue Euthanasiegesetze verabschiedet.

Da europäische Politik und europäisches Recht eine immer größere Bedeutung für die moderne Lebensgestaltung haben werden, ist es wichtig, dass die EAPC durch umsichtige und stetige Diskussion des Themas dazu beiträgt, die öffentliche Debatte sachlich und fundiert zu führen. Dies ist keine leichte Aufgabe, denn Euthanasie und ärztlich unterstützter Suizid sind zwei der schwierigsten, ethisch besonders komplexen Themen im Bereich der Gesundheitsfürsorge. Die Stellungnahme der Ethics Task Force bezieht sich auf den Stand der derzeitigen Debatte und entwickelt eine Sichtweise aus der Perspektive der Palliative Care.

Es sollte festgehalten werden, dass die meisten Palliative-Care-betreuten Patienten an Krebs leiden. Allerdings hat in fast allen Ländern Europas nur eine kleine Minderheit der Krebskranken in der letzten Lebensphase Zugang zur Palliative-Care-Expertise. So erstaunt es nicht, dass ca. 86 % der Patienten, die in den Niederlanden durch Euthanasie und ärztlich assistierten Suizid sterben, an Krebs erkrankt sind [2].

Literatur

1 Der Vorstand der EAPC erklärte im Juni 2003 die Stellungnahme der Ethics Task Force zur offiziellen Position der EAPC (siehe Hinweis und zudem: http://www.eapcnet.org/projects/ethics.asp).

Prof. Dr. Hans-Christof Müller-Busch

Abteilung für Anästhesiologie, Palliativmedizin und Schmerztherapie am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe

14089 Berlin

Email: muebu@havelhoehe.de

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