Zeitschrift für Palliativmedizin 2004; 5 - V3_03
DOI: 10.1055/s-2004-835224

Schmerz erleben und Lebensqualität im höheren Lebensalter

R Likar 1, P Pipam 1, H Janig 1, A Sadjak 1
  • 1Interdisziplinäre Schmerzambulanz am LKH Klagenfurt

Erstmals wurde in Österreich eine repräsentative und randomisierte Untersuchung zu den Themenbereichen Lebensqualität, Gesundheitszustand und Schmerzen im Alter durchgeführt. Aus den Registern amtlicher Einrichtungen wurde eine Zufallstichprobe von 520 Personen gezogen, die zum Zeitpunkt der Untersuchung 65 Jahre und älter waren. Diese Personen wurden von 40 eigens dafür geschulten Interviewern mittels eines standardisierten Fragebogens interviewt. In den Einzelinterviews wurden demographische Merkmale, Angaben zum gegenwärtigen und vergangenen Gesundheitszustand, die aktuelle Schmerzstärke, die aktuelle psychische Verfassung sowie der Umgang mit Tod und Sterben erfragt. Weiterhin wurde zur Abklärung eventueller Demenzen die kognitive Verfassung eingeschätzt und auch mittels Test erfasst. Die Untersuchung fand von Februar 2003 bis April 2003 statt. Es wurden 514 vollständig ausgefüllte Fragebögen ausgewertet.

60% der untersuchten Personen waren weiblich, das Durchschnittsalter betrug 75 Jahre (Range 65 bis 97). Weit mehr als die Hälfte der Personen (56%) leben in einem Eigenheim und versorgen sich selber. Bei mehr als 60% der Befragten liegt das Netto-Einkommen unter 1.000,– EUR, 23% von ihnen beziehen ein Pflegegeld. 60% aller Befragten leiden unter aktuellen Schmerzen, die vor allem auf Erkrankungen des Bewegungsapparates zurückzuführen sind. 40% der Betroffenen beschreiben ihren Schmerz als stark bis sehr stark. Die Schmerzdauer betrug mehrere Jahre. Nur 50% der Betroffenen nehmen Schmerzmedikamente ein, im Schnitt sind es 7 Tabletten pro Tag. Generica sind den Betroffenen nicht bekannt (86% Antworten mit Nein). Mehr als 46% der Befragten fühlen sich oft niedergeschlagen und traurig, 65% geben an, zunehmend vergesslich zu sein. Ca. 90% wünschen sich eine Lebensbegleitung bis zum Schluss, wobei Schmerzfreiheit absolut wichtig erscheint (96%). 15% haben Angst vorm Sterben, aber nur die wenigsten möchten darüber sprechen, wenn, dann mit Familienmitgliedern (79%). Eine Patientenverfügung haben lediglich 4% der Befragten hinterlegt, ebenfalls 4% haben eine Sterbebegleitung organisiert. 95% möchten den letzten Lebensabschnitt zu Hause verbringen. 54% auch mit einer ambulanten Palliativbetreuung. 9% würden ihren letzten Lebensabschnitt auch im Krankenhaus verbringen, 13% in Pflegeheimen, im Hospiz 9%.

Aufgrund ihrer methodischen Einzigartigkeit gibt diese Studie auf breiter Basis Information über den sozialen Status, die Lebensqualität, das Schmerzerleben und den Umgang mit Tod und Sterben von älteren Menschen in Kärnten.