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DOI: 10.1055/s-2004-835229
Eros und Thanatos: Lebenslust am Lebensende
Die Diagnose Krebs beinhaltet für alle Betroffenen einen massiven Einschnitt in das Leben und löst schwere seelische Krisen aus. Wärme, Nähe, Zärtlichkeit .... Wir benötigen sie alle, aber wer eine schwierige und schmerzhafte Zeit durchlebt und dessen Lebenszeit sehr begrenzt ist, braucht sie mehr als andere. Unsicherheit, Unwissenheit und Tabuisierung sind ein Grund mehr zu helfen, Hemmungen abzubauen, Leben (neu) lernen zu lassen, eine Balance zu finden von Leben und Schmerz, zu lernen trotz allem Lüste zu wecken und zu genießen. Genuss dient der Zerstreuung der Konzentration der Sorge, jedoch nicht um sie völlig aufzuheben, sondern sie erneut zu ermöglichen. Schwere Erkrankungen beeinflussen die sexuelle Aktivität und den Umgang damit. Erotik und Sexualität haben im Krankenhaus oder einer anderen Pflegeeinrichtung nichts zu suchen. Weder Patienten noch Pflegende stoßen auf Akzeptanz oder gar Ermutigung, wenn sie sich der Thematik nähern. Insbesondere Pflegende, die durch ihre Tätigkeit den engsten, intensivsten und intimsten Kontakt zum Patienten haben, sind der Problematik in ganz besonderer Weise ausgesetzt, besonders im Umgang mit Langzeitpatienten und Sterbenden. In keinem anderen Beruf kommen sich fremde Menschen körperlich und seelisch so nahe, in keinem anderen Bereich wie der Hospiz- und Palliativpflege sind Helfende so vertraut mit den intimsten Problemen von Betroffenen und Angehörigen. Sexualität – zu sehen als Grundbedürfnis des Lebens – hört nicht mit dem Erreichen eines bestimmten Alters oder mit einer Erkrankung auf. Die Arten und die Fülle der Lüste und Genüsse des Lebens, ihre gekonnt-kreative Komposition, in den verschiedenen Lebensabschnitten, ist die Kunst der Erotik, des Wohlempfindens. Auf der Suche nach Kraftquellen am Lebensende, auf der Suche nach Lösungsmöglichkeiten zur Akzeptanz und dem Verständnis für ein unverzichtbares Element der eigenen Lebensqualität auch in schwierigen Lebenssituationen. „Du bist der, von dem Du willst, das man ihn begehrt und liebt, nicht der Du hättest sein können, wenn Du größer, kleiner, schlanker wärst – oder ohne die Spuren, die das Leben und Krankheit hinterlassen.“