Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - 18
DOI: 10.1055/s-2004-835544

Articain versus Prilocain: Die Lösung der Toxizitätsfrage der Tumeszenzlokalanästhesie?

G Bruning 3, H Rasmussen 1, C Wolf 1, C Schulz 1, A Teichler 1, T Standl 2, I Moll 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie
  • 2Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie
  • 3Tabea GmbH im Artemed Klinikverbund, Hamburg, Deutschland

Fragestellung: Bei der Tumeszenzlokalanästhesie (TLA) werden zumeist hohe Lokalanästhetikadosen von in der Regel Prilocain eingesetzt. Die Diskussion um die verbleibende Toxizität ist derzeit noch nicht beendet. Das Lokalanästhetikum Articain zeichnet sich durch eine geringe Toxizität ähnlich dem Prilocain ohne die Gefahr einer Methämoglobinämie aus. Methodik: Bei 100 Patienten im Alter von 24 bis 84 Jahren (Median: 62 Jahre), die sich einer Varizenoperation in TLA unterzogen, wurden postoperativ Methämoglobin(MetHb)-, Serumarticain- und Articaincarbonsäurekonzentrationen gemessen. Die injizierten Mengen Articain lagen zwischen 2,86mg/kg KG und 19,56mg/kg KG (10,71mg/kg KG). Bei den ersten 20 Patienten erfolgten zu dem Parameter Serumarticainkonzentration je 5 Blutentnahmen, zu dem Parameter MetHb je 8 Blutentnahmen im Abstand von 2 Stunden um den Zeitpunkt der maximalen Konzentrationen zu ermitteln. Bei den folgenden 80 Patienten erfolgte zu jedem Parameter jeweils eine Blutentnahme zum Zeitpunkt des vorher ermittelten Maximums. Prä- und postoperativ erfolgte die Validierung der Patientenzufriedenheit und Schmerzhaftigkeit anhand von Fragebögen unter Benutzung Visueller Analogskalen. Eine identisch angelegte Vorläuferstudie mit Prilocain dient zum Vergleich der Daten. Ergebnisse: Die maximalen Gesamtplasmaarticainkonzentrationen lagen zwischen 0,0034µg/ml und 0,5800µg/ml (0,0517µg/ml). Diese Werte lagen sowohl deutlich unter dem toxikologisch bedenklichen Schwellenwert als auch unter den entsprechenden Prilocainkonzentrationen.. Die maximalem MetHb-Konzentrationen betrugen zwischen 0,19% und 1,9% (0,78%) und lagen im Normbereich. Im Gegensatz hierzu traten in der Prilocainstudie Methämoglobinkonzentrationen bis 18% auf. Die Patientenzufriedenheit war in beiden Studien ausgesprochen hoch. 92,5% der Patienten in beiden Studien würden die Operation in gleicher Weise noch einmal durchführen lassen. Schlussfolgerung: Die TLA mit Articain in Dosierungen bis maximal 20mg/kg KG stellt in der Varizenchirurgie ein sicheres Verfahren mit hoher Patientenzufriedenheit dar. Sie ist in der Frage der Toxizität der TLA mit Prilocain überlegen