Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - 31
DOI: 10.1055/s-2004-835557

Weniger wäre mehr – Komplikationen nach Silikoninjektionen zur optischen Feminisierung

Y Gaber 1
  • 1Klinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Deutschland

Vorgestellt wird ein male-to-female Transsexueller, der sich zum Zwecke der optischen Feminisierung ca. 3 Liter flüssigen Silikons unbekannter Herkunft und Zusammensetzung in Hüften und Gesäß injizieren ließ. Nach zunächst zufriedenstellendem Ergebnis kam es nach wenigen Monaten zum Auftreten plattenartiger Verhärtungen und Hyperpigmentierung der Haut und zum Auftreten schmerzhafter Knoten im Bereich der Injektionen, aber auch injektionsfern an den Oberschenkeln. Zusätzlich entwickelte sich ein Lymphödem beider Füße und Unterschenkel. Folge der Injektionen war histologisch eine massive granulomatöse Reaktion des Körpers auf das nicht abbaubare Silikon mit chronischer Entzündung und Fibrosierung. Im MRT zeigten sich multiple, diffus verteilte, fetthaltige Granulome im Bereich von Hüften, Gesäß und Oberschenkeln sowie Lymphknotenkonglomerate inguinal beidseits und ein Lymphödem beider Unterschenkel. Aufgrund des ausgedehnten Befundes ohne Zeichen einer Entzündung oder Gewebedestruktion wurde in unserem Fall auf eine radikalen Entfernung der Silikongranulome verzichtet. Der Einsatz von flüssigem Silikon zur Korrektur und Defektauffüllung von Weichteilgewebe wird kontrovers diskutiert. Die Befürworter bewerten flüssiges Silikon als effektives und sicheres Füllmaterial. Nach korrekter Injektion kleiner Mengen reinen Silikons mit der sogenannten microdroplet-Technik sollen bemerkenswerte Resultate ohne Komplikationen erreicht werden. Die Gegner lehnen den Einsatz von flüssigem Silikon prinzipiell wegen der schwerwiegenden Komplikationen ab. In einigen Ländern sind Injektionen von flüssigen Silikon mittlerweile verboten. Jedoch wird auch heute noch flüssiges Silikon in großen Mengen von unprofessionellen Personen injiziert, wie unser Fall zeigt.