Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - 40
DOI: 10.1055/s-2004-835566

Fibrome der Nagelregion – Diagnostik und chirurgische Behandlung

E Haneke 1
  • 1Department of Dermatology, University Medical Centre St. Radboud Nijmegen, The Netherlands und Privatpraxis für Dermatologie, Kaiser-Joseph-Strasse, Freiburg, Germany

Im und um den Nagelapparat gibt es eine erstaunliche Anzahl unterschiedlicher fibromatöser Tumoren, deren Diagnostik wegen ihrer Seltenheit oft Probleme bereitet. Chronisches Granulationsgewebe, z.B. im Rahmen eines lange bestehenden eingewachsenen Nagels, kann zu hartem fibrotischem Gewebe werden. Differentialdiagnostisch kommen darüber hinaus weitere häufige und seltene Veränderungen in Betracht. Die häufigsten Fibrome sind die unguale Fibrokeratome bezeichneten Tumoren, die als schlanke, wurstartige Geschwülste meist von der proximalen Matrix kommen und dann auf dem Nagel liegend einen längsverlaufenden Sulcus in der Nagelplatte verursachen, seltener in der mittleren Matrix entstehen und teilweise innerhalb der Nagelplatte wachsen, gelegentlich auch von der distalen Matrix kommend unter dem Nagel langsam hervorwachsen. Ihre Behandlung ist unkompliziert: Entlang der Längsachse des Fibrokeratoms wird es an der Basis umschnitten und am Knochen abgetrennt. Der kleine Defekt heilt schnell und narbenlos ab, ohne eine Nageldeformation zu hinterlassen. Die ungualen Fibrome bei der tuberösen Sklerose Bourneville-Pringle treten ab der Pubertät in Vielzahl auf. Zunächst sieht man sie meist neben dem Nagel unter dem proximalen Nagelwall herauswachsen, später durchsetzen sie die ganze Nagelplatte und zerstören sie. Je früher die Therapie einsetzt, desto besser sind die Aussichten, möglichst viel von der Matrix zu retten und damit ein gutes Nagelwachstum zu erhalten. Da die Patienten jedoch meist erst sehr spät kommen, ist meist mit einer Defektheilung zu rechnen, wenn nicht sogar eine komplette Ablation des Nagelapparates vorgenommen werden muss. Selten sind sogenannte Matrixfibrome, deren Stroma dem der Dermis der Matrix sehr ähnlich sieht. Klinisch handelt es sich um flach erhabene, den Nagel im Matrixbereich vorwölbende Tumoren, die nach Exstirpation einen erheblichen Defekt hinterlassen. Das Onychomatricom ist durch Ausbildung zahlreicher filiformer papillomatöser Wucherungen gekennzeichnet, die von normalem, nagelbildendem Matrixepithel bedeckt sind und daher zu einer Verdickung mit gelber Farbe führen. Ihr Stroma ist identisch mit dem des Matrixfibroms. Bei lateraler Lokalisation ist die en bloc-Resektion indiziert, bei zentraler die Entfernung und Deckung mit einem Nagellappen. Storiforme Kollagenoma sind subungual beobachtet worden. Eine besondere Variante myxoider Fibrome scheint nageltypisch zu sein. Die sog. rezidivierenden digitalen Fibrome der Kindheit sind vermutlich selbstheilend. Histiocytome des Nagelapparates wurden beschrieben, sind aber sehr selten. Keloide sind ebenfalls selten. Exostosen müssen differentialdiagnostisch in Erwägung gezogen werden.

Die Kenntnis der unterschiedlichen Nagelfibrome ist wichtig für die richtige Therapie und für die Differentialdiagnose gegenüber malignen Tumoren.