Hintergrund: Melanome des Ohres unterscheiden sich möglicherweise von Melanomen an anderen Lokalisationen.
Die Haut des Ohres ist besonders dünn und hat vielfältige anatomische Untereinheiten
mit variablem Lymphabfluss. Ziel dieser retrospektiven Untersuchung war es, Prognosefaktoren
für Patienten mit Ohrmelanomen zu etablieren und operative Strategien, wie Sicherheitsabstände,
mikrographische Chirurgie (3D-Histologie) und die Wächterlymphknotenbiopsie (WLKB)
zu evaluieren. Patienten und Methoden: 161 Patienten mit Melanomen des Ohres im Stadium I/II wurden zwischen 3/1976 und
3/2004 behandelt (mediane Nachbeobachtungszeit 62 Monate). Wir untersuchten klinische,
histologische und operative Risikofaktoren univariat (n. Kaplan-Meier) und multivariat
(n. Cox) auf ihre prognostische Relevanz. Ergebnisse: Die 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit betrug 98%, die 3-Jahres-Wahrscheinlichkeit
für rezidivfreies Überleben 83%. Tumordicke und Invasionslevel waren die einzigen
signifikanten Risikofaktor für das Gesamtüberleben. Tumordicke, die Lokalisation sowie
der Umfang des gewählten Sicherheitsabstandes waren unabhängige signifikante Risikofaktoren
für das rezidivfreie Überleben. 22 von insgesamt 42 Lentigo maligna Melanomen (LMM)
(52 %) wurden mit 3D-Histologie operiert. Trotz einer größeren Tumordicke (Median
0,93mm vs. 0,83mm) wurden unter 3D-Histologie kleinere Sicherheitsabständen angewendet
(Median 5mm vs. 10mm; p=0.016), ohne dass mehr Rezidive auftraten. Zwei von 28 WLKB
waren positiv (7,1%). Sechs präregionäre Rezidive traten nach einer negativen WLKB
auf, ein präregionäres Rezidiv nach einer positiven WLKB. Schlussfolgerung: Neben den klinischen Parametern Tumordicke, Invasionslevel und Lokalisation, war
die Einhaltung von Sicherheitsabständen der einzige signifikante operative Risikofaktor.
Bei der operativen Versorgung von LMM am Ohr erlaubte die 3D-Histologie eine Verkleinerung
des Sicherheitsabstandes mit verbesserter Funktion und Kosmetik, ohne das Rezidivrisiko
zu erhöhen. Eine Aussage zum Stellenwert der WLKB bei Melanomen des Ohres kann aufgrund
unserer Ergebnisse nicht getroffen werden.