Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - 53
DOI: 10.1055/s-2004-835579

Das Hobnail Angiom: klinische und chirurgische Aspekte einer seltenen Diagnose

L Kneisel 1, M Wolter 1, R Kaufmann 1, M Podda 1
  • 1Zentrum der Dermatologie und Venerologie, J.W.Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland

Das Hobnail Angiom, auch als targetoides hämosiderotisches Hämangiom bekannt, ist ein seltener, neoplastischer Gefäßtumor. Er wurde erstmals 1988 von Santa Cruz beschrieben und stellt im wesentlichen einen blutgefüllten, vorwiegend lymphatischen, gutartigen Gefäßtumor mit einem variierenden klinischen und histomorphologsichen Spektrum dar. Im klinischen Alltag wird das Hobnail Angiom gerne als melanozytäre Neubildung gewertet, differentialdiagnostisch wird häufig auch an andere vaskuläre Tumore wie das Kaposi Sarkom, das epithelioide Hämangiom oder das progressive Lymphangiom gedacht. Es tritt sowohl bei Frauen als auch bei Männern auf, es gibt keine eindeutigen Prädilektionsstellen, und auch das Alter der Patienten variiert vom ersten bis zum siebten Lebensjahrzehnt. Histomorphologisch ist das Hobnail Angiom als oberflächlicher Tumor mit neoplastischen, vaskulären Strukturen und typischen, schirmchenähnlichen (hobnail), subepidermalen lymphatischen Angiektasien charakterisiert. Neueste immunohistochemische Untersuchungen zeigten auf, dass im Hobnail Angiom Mikroshunts zwischen neoplastischen Lymphgefäßen und kleinsten Blugefäßen bestehen. Unsere 39-jährige Patientin zeigte am linken Unterschenkel ventral einen ca. 2×2,5cm großen, lividen Tumor, der nach ihren eigenen Angaben seit Geburt bestand, aber innerhalb von einer Woche spontan eine Größenprogredienz aufwies. Sonographisch stellte sich im 7,5MHz-Schall eine ca. 5,2mm dicke, kavernöse Struktur dar, die vom umliegenden Gewebe nicht abgrenzbar war, jedoch keine Infiltration in die Faszie oder Knochen aufzeigte. Aufgrund der möglichen Differentialdiagnose eines malignen melanozytären Prozesses rieten wir der Patientin zu einer chirurgischen Entfernung. Wir führten eine zweizeitige Exzision des Tumors am linken ventralen Unterschenkel mit anschließender Nachexzision und Defektdeckung mittels einer großer Dehnungsplastik mit zwei lateralen Entlastungsschnitten durch. Die in der Literatur am häufigsten beschriebene klinische Differentialdiagnose des Hobnail-Angioms ist interessanterweise das Melanom. Unser Fall bestätigt die prinzipielle Vorgehensweise auch bei Melanomverdacht zunächst eine Exzisionsbiopsie ohne ausgedehnteren Sicherheitsabstabd durchzuführen und insbesondere eine Sentinel-Lymphonodektomie nicht vor einer diagnosesicherenden Histologie einzuleiten.