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DOI: 10.1055/s-2004-835595
Tumeszenzlokalanästhesie mit Ropivacain: Pharmakokinetische Studie bei der Operation von 30 Patienten
Einleitung: Lokal- und Regionalanästhesie sind seit vielen Jahrzehnten bekannte Verfahren, die in den letzten Jahren kaum nennenswerte Veränderungen erfahren haben. Eine Ausnahme bildet hier die Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA), welche erst in den achtziger Jahren von Jeffrey A. Klein zur Erleichterung der kosmetischen Liposuktion entwickelt wurde, heute aber fester Bestandteil zahlreicher Operationen am Hautorgan ist. Das Konzept der TLA wird in der Universitätshautklinik Homburg seit 1999 praktiziert. Als Lokalanästhetikum wird Ropivacain (Naropin®, AstraZeneca, Wedel) eingesetzt. Publikationen über Todesfälle nach TLA in Verbindung mit einer Allgemeinnarkose bei Liposuktion und pharmakologische Aspekte der Lokalanästhetika haben zur kontroversen Diskussion über den Nutzen und die Sicherheit der Methode geführt. Bisher wurden nur jedoch nur pharmakokinetische Untersuchungen zur subkutanen Infusion der verdünnten Lokalanästhetika-Lösung an gesunden Probanden ohne nachfolgende OP durchgeführt. Methode: Ziel dieser Arbeit war es zu prüfen, ob durch Resorption des LA Ropivacain aus dem Sub-kutangewebe unter den Bedingungen hautchirurgischer Verfahren, bei einer Konzentration der TLA-Lösung von 0,05% und einem max. Applikationsvolumen von 600ml (Gruppe 2) bzw. bei einer Konzentration der TLA-Lösung von 0,1% und einem max. Applikationsvolumen von 300ml (Gruppe 1) Serumspiegel von Ropivacain entstehen, die aus pharmakologischer Sicht die Sicherheit des Patienten beeinträchtigen. Insbesondere Nebenwirkungen oder Komplikationen durch kardio- oder neurotoxische Effekte sollten analysiert werden. Dazu wurden Blutserumspiegelbestimmungen bei insgesamt 30 Patienten mit Bestimmung der Gesamtkonzentration und der freien Konzentration an Ropivacain zu festen Zeitpunkten (0, 1, 2, 4, 6, 8, 10, 12, 22 und 28h nach TLA-Infiltrationsbeginn) durchgeführt. Gleichzeitig wurde die Effektivität der Analgesie mittels visueller Schmerzanalogskala gemessen, sowie der Verbrauch an analgetischer Komedikation und sedierender Prämedikation dokumentiert und mögliche Nebenwirkungen oder Komplikationen protokolliert. Ergebnisse: In beiden Patientenkollektiven wurden keine Nebenwirkungen durch die TLA nachgewiesen. Keiner der Patienten klagte über postoperative Schmerzen im OP-Gebiet. Die gemessenen Peak-Konzentrationen an freiem Ropivacain fanden sich annähernd 100-fach niedriger als der toxische Grenzwert für freies Ropivacain im Serum (5µg/ml) und lagen für Gruppe 1 im Mittel bei 0,0206µg/ml sowie für Gruppe 2 bei 0,0493µg/ml. Dies bestätigt unsere Annahme, dass die Operation selbst Einfluss auf die Resorptionskinetik des Lokalanästhetikums haben muss, da es durch Resektion eines Gewebeblockes bei der Operation und durch Auftupfen aus dem Operationsfeld zu einem Auswascheffekt des Lokalanästhetikums vor dessen Resorption kommt. Fazit: Diese Studie mit der zugelassenen Höchstdosis des Lokalanästhetikums Ropivacain dokumentiert die TLA als effektives, nebenwirkungsarmes und gut praktikables Verfahren. Die vorliegenden Daten lassen die Schlussfolgerung zu, dass auch die Instillation größerer TLA-Volumina (z.B. bis zur doppelten Gesamtdosis) unter vergleichbaren dermatochirurgischen Bedingungen vertretbar und sicher sein sollte. Die Evaluation in einer Nachfolgestudie ist aufgrundlage dieser Daten gerechtfertigt.