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DOI: 10.1055/s-2004-835752
Allelische Verlustanalyse acht prognostisch relevanter chromosomaler Regionen bei kolorektalen Karzinomen
Einleitung: Die Inaktiverung von Tumorsuppressorgenen erfolgt durch die Mutation eines Allels, gefolgt von der Deletion des zweiten Allels. Der Nachweis eines allelischen Verlustes (LOH – „loss of heterozygosity“) in einem bestimmten chromosomalen Bereich stellt somit einen indirekten Hinweis für das Vorliegen eines Tumorsuppressorgens dar. Beim kolorektalen Karzinom konnten häufige Deletionen in den Bereichen 1p32–36, 2p21–16, 3p23, 4p14–16, 5q21–5q22, 8p21–22, 17p13 und 18q12.3 nachgewiesen werden. Bei jeder Region (ausser 5q12–22) konnte eine signifikante Korellation mit einer kürzeren Überlebenszeit der Patienten gezeigt werden. Ziel dieser Studie war die Erstellung eines Deletionsprofils, die Evaluation der prognostischen Signifikanz der Einzelregionen und die Identifikation von „Risikoprofilen“, d.h. Auswirkungen von kombinierten allelischen Verlusten.
Methoden: Es wurde 155 kolorektale Karzinome auf das Vorliegen von allelischen Verlusten in den Bereichen 1p32–36, 2p21–16, 3p23, 4p14–16, 5q21–5q22, 8p21–22, 17p13 und 18q12.3 untersucht. Das Tumormaterial und die korrespondierende Normalschleimhaut wurde im Rahmen der interdisziplinären Arbeitsgruppe Kolonkarzinom Würzburg gesammelt. Zur Analyse wurden in diesen Regionen lokalisierte Mikrosatellitenmarker verwendet (HY-TM1, D2S123, D3S647, D4S2397, D5S346, D8S254, D17S1303, D18S474). Im Rahmen einer Kaplan-Meier-Analyse wurden die Ergebnisse wurde mit den Patientennachsorgedaten korelliert.
Ergebnisse: Voraussetzung für die Auswertbarkeit ist das Vorliegen von zwei unterschiedlichen Allelen in der Normalschleimhaut. Dies war bei 89% (HY-TM1), 75% (D2S123), 63% (D3S647), 84% (D4S2397), 80% (D5S346), 63% (D8S254), 84% (D17S1303) und 86% (D18S474) der Fall. Ein allelischer Verlust konnte bei 12% (HY-TM1), 26% (D2S123), 13% (D3S647), 30% (D4S2397), 37% (D5S346), 19% (D8S254), 39% (D17S1303) und 36% (D18S474) nachgewiesen werden. Erste Ergebnisse zeigten eine schlechtere Patientenprognose beim Vorliegen von allelischen Verlusten unabhängig von der Region.
Diskussion: Eine Analyse allelischer Verluste in acht chromosomalen Regionen konnte erfolgreich etabliert werden. Zusätzlich zu den etablierten Tumoreinteilungen (z.B. TNM-Stadium) liegt dadurch bei den analysierten Tumoren ein Deletionsprofil von potentiell prognostisch relevanten Regionen vor. Erste Ergebnisse zeigten eine schlechtere Patientenprognose beim Vorliegen von allelischen Verlusten unabhängig von der Region. Weitere statistische Auswertung werden zur Zeit durchgeführt. Für die Korrelation verschiedener LOH-Kombinationen muss eine größere Anzahl von Tumoren analysiert werden.