Psychiatr Prax 2004; 31(8): 431
DOI: 10.1055/s-2004-836960
Fortbildung und Diskussion
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Psychodrama

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Publication Date:
23 November 2004 (online)

 

Das Psychodrama gehört zu den weniger bekannten Verfahren für Therapie und Beratung, obwohl es mit seinem handlungsorientierten Ansatz eine interessante Ergänzung darstellt. Das Grundprinzip besteht darin, die Thematik des Patienten nicht nur im Gespräch, sondern auch durch szenische Mittel zu erschließen, wobei das Psychodrama mit seinen methodischen Möglichkeiten weit über das Rollenspiel hinausgeht. Das größte Verdienst des jüngst bei Springer erschienenen Psychodrama-Lehrbuches besteht sicher darin, diese Möglichkeiten umfassend, gut strukturiert und praxisgerecht aufzuzeigen. Auch wenn sich das Buch nicht speziell an im psychiatrischen Bereich Tätige wendet, findet der Leser hier zahlreiche Anregungen zur Erweiterung seiner Gesprächsführung. So zeigen die Autoren, dass Psychodrama nicht immer szenisches Spiel bedeuten und nicht immer im Gruppensetting stattfinden muss - es können auch einzelne Elemente herausgegriffen und beispielsweise in ein anamnestisches Gespräch mit einem Einzelpatienten integriert werden. Nach einem sehr ausführlichen Methodenteil und einem kurzen Überblick über die theoretischen Grundlagen des Verfahrens werden die Möglichkeiten des Psychodramas in verschiedenen Anwendungsfeldern diskutiert. Der Beitrag über Psychodrama in der Therapie stammt von Jörg Burmeister, der anhand von Fallbeispielen unter anderem auf die Arbeit mit Angststörungen, Depressionen und psychosomatischen Störungen eingeht. Notwendige Modifikationen bzw. Kontraindikationen in der Behandlung von schizophrenen oder Borderline-Patienten werden angesprochen, aber nicht ausführlich behandelt. Ein eigenständiges (und durchaus eigenwilliges) Konzept für die psychodramatische Arbeit mit Kindern stellt Alfons Aichinger im darauf folgenden Kapitel vor. Für die praktische Arbeit interessant sind auch die Kapitel zu Querschnittsthemen wie Gruppendynamik oder Widerstand. Insgesamt ein sehr interessantes Buch - auch und gerade für nicht mit dem Psychodrama Vertraute -, das dieses zu wenig beachtete Verfahren erstmalig umfassend, didaktisch gut aufbereitet und in sehr ansprechender Gestaltung darstellt.

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