Geburtshilfe Frauenheilkd 2005; 65(3): R45-R60
DOI: 10.1055/s-2005-837669
GebFra-Refresher

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Risiko und Früherkennung des Mammakarzinoms

Teil 1M. P. Lux1 , H. Kreis1 , P. A. Fasching1 , E. Wenkel1 , W. A. Bautz1 , R. Schulz-Wendtland1 , M. W. Beckmann1
  • 1Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
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Publication Date:
24 March 2005 (online)

Inzidenz und Mortalität des Mammakarzinoms

In Deutschland fehlen exakte Daten zu den Inzidenzen der unterschiedlichen Karzinomentitäten, da neben Dokumentationsfehlern keine flächendeckende, vollständige Erfassung der Neuerkrankungen durch Tumorzentren existiert. Somit basieren die Schätzungen zur Karzinominzidenz zumeist auf Extrapolarisationen der Daten des Saarlandes. Insgesamt findet sich eine positive Entwicklung der Krebsregistrierung in Deutschland bei weiter steigender Meldebereitschaft der beteiligten Ärzte und entsprechender politischer Unterstützung der Krebsregister. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken jährlich über 47 500 Frauen an einem Mammakarzinom. Daraus ergibt sich eine Inzidenz

Die Inzidenz des Mammakarzinoms liegt bei 112,9 Fälle auf 100 000 Frauen. Die Tendenz ist steigend.

von 112,9 Fällen auf 100 000 Frauen (Tab. [1]). Etwa 360 000 Frauen mit einem Mammakarzinom in der Anamnese leben in der BRD. Mit 24,4 % aller Krebserkrankungen bei Frauen und mehr als einem Drittel (34 %) der Neuerkrankungen bei Frauen unter dem 60. Lebensjahr stellt das Mammakarzinom die häufigste Krebserkrankung

Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung der Frau.

der Frau dar. Das Endometriumkarzinom (5,1 %), das Ovarialkarzinom (5,0 %) und das Zervixkarzinom (3,4 %) folgen auf den Plätzen 4, 6 und 9. Im europäischen Vergleich liegen die Erkrankungsraten des Mammakarzinoms im mittleren Drittel. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei ca. 63 Jahren, wobei sich in den letzten 5 Jahren eine signifikante Zunahme der Inzidenz bei jüngeren Frauen (< 50 Jahre) zeigte.

Tab. 1 Inzidenz und Mortalität nach Altersgruppen (Fälle pro 100 000 Frauen) (Krebs in Deutschland, Ausgabe 4, Frühjahr 2004, www.rki.de) Alter in Jahren Frauen Inzidenz Mortalität bis unter 45 20,8 4,1 45 bis unter 60 186,7 47,3 60 bis unter 75 238,5 86,0 75 und älter 274,7 172,5 insgesamt 112,9 42,3

Die Inzidenz des Mammakarzinoms nimmt weiterhin zu. Es ist jedoch unklar, ob es sich um eine absolute oder relative Zunahme handelt. Bei zunehmendem Alter der weiblichen Bevölkerung und Integration von Screeningprogrammen in den meisten westlichen Ländern besteht eine erhöhte Detektionsrate. Zudem stellt sich die Frage, ob die Todesursachenstatistik der Jahre 1998, 1999 und 2000 vom Wechsel der ICD von der 9. zur 10. Revision beeinflusst worden ist.

Neuere Studien zeigen jedoch, dass die Mortalität des Mammakarzinoms in den letzten Jahren um 20 - 30 % gesenkt werden konnte

Die Mortalität liegt bei 42,3 Fälle auf 100 000 Frauen. Sie konnte um 20 - 30 % gesenkt werden.

. Dieser Trend beruht unter anderem auf Verbesserung der Diagnosetechniken, adäquaten Früherkennungsmaßnahmen und einem verbesserten Bewusstsein für das Mammakarzinom in der Bevölkerung. Mit 17,8 % (17 814 Frauen im Jahr 2000) ist das Mammakarzinom jedoch weiterhin die häufigste Krebstodesursache der Frau. Die Mortalität des Mammakarzinoms liegt insgesamt bei 42,3 Fällen auf 100 000 Frauen (Tab. [1]).

Dr. med. Michael P. Lux

Frauenklinik Universitätsklinikum Erlangen

Universitätsstraße 21 - 23

91054 Erlangen

Email: michael.lux@gyn.imed.uni-erlangen.de

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