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DOI: 10.1055/s-2005-857906
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Peritoneale Manifestation eines Plasmozytoms
Publication History
Publication Date:
18 April 2005 (online)
Kasuistik
Fallbeschreibung
Wir berichten über den Fall eines 65-jährigen Patienten, bei dem 1994 die Erstdiagnose Plasmozytom vom Typ IgG gestellt wurde. Bei einem Stadium IIIa nach Durie und Salmon mit typischer diffuser Demineralisierung und disseminierten kleinfleckigen Osteolysen wurde der Patient kontinuierlich mit mehrfach modifizierten chemotherapeutischen Regimen ambulant behandelt. Im Rahmen seiner Plasmozytomerkrankung waren rezidivierende bronchopulmonale Infekte sowie ein metabolisches Syndrom aufgetreten. Als weitere Komorbiditäten bestanden eine koronare Herzerkrankung NYHA III und eine Kolon-Divertikulose.
Der Patient wurde aktuell mit dem klinischen sowie laborchemischen Bild eines akuten Nierenversagens stationär aufgenommen und eine Dialysetherapie eingeleitet. Bei anamnestischen Schmerzen im Bereich des linken Nierenlagers und nach Durchführung einer sonographisch gestützten Nierenbiopsie wurde die Verdachtsdiagnose Plasmozytomniere histopathologisch bestätigt. Bei zunehmender Verschlechterung des Allgemeinzustands, protrahierter Dyspnoe sowie diffuser abdomineller Beschwerdesymptomatik wurde nach Ausschluss einer kardialen Genese eine computertomographische Untersuchung des Thorax und Abdomens veranlasst.
Aufgrund des akuten Nierenversagens und rezidivierenden Erbrechens erfolgte die CT ohne intravenöses oder orales Kontrastmittel. Die abdominelle CT zeigte malignomsuspekte fokale Läsionen in der Milz und Leber sowie diffuse und noduläre peritoneale Raumforderungen (Abb. [1] und [2]). Im Weiteren stellte sich das Omentum majus verdickt dar, weiterhin bestand eine mesenteriale und perilienale Lymphadenopathie. Weitere pathologische Lymphknotenvergrößerungen bestanden im Mediastinum (Abb. [3]). Bei beidseitigen, mäßiggradigen Pleuraergüssen waren die Pleura sowie die Lunge unauffällig, ebenso ergaben sich keine Auffälligkeiten des Pankreas sowie des Kolons. Darüber hinaus zeigten sich disseminierte Osteolysen im abgebildeten Achsenskelett
Abb. 1 Native CT des Abdomens. Plasmozytommanifestationen an Milz, Leber und Peritoneum. Abb. 2 Diffuse Infiltration des Omentum majus. Abb. 3 Lymphonodale Manifestation im Mediastinum. Pleuraergüsse beidseits.Zusammenfassend ergab die CT das Bild einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung mit Befall multipler mediastinaler und abdomineller Lymphknoten, fokalen Manifestationen in der Milz und in der Leber sowie einem peritonealen Befall bei bekanntem Plasmozytom.
Als Differenzialdiagnose wurden zum einen eine fortgeschrittene Metastasierung eines soliden Tumors (hier in erster Linie ein Pankreaskarzinom oder ein kolorektales Karzinom), zum anderen das Vorliegen einer seltenen Variante einer extramedullären Plasmozytommanifestation diskutiert.
Bei hinreichenden Gerinnungsparametern wurden CT-gesteuert mehrere Stanzbiopsien mit einem 17-G-Stanzapparat unter Verwendung einer koaxialen 18-G-Führungsnadel aus einer peritonealen Läsion entnommen.
Die histopathologische Aufarbeitung ergab das Vorliegen einer extramedullären peritonealen Plasmozytommanifestation mit hoher proliferativer Aktivität.
Wegen rapide einsetzender Verschlechterung des Allgemeinzustandes und aufgrund der schlechten Prognose bei vorangegangenen multiplen Chemotherapien wurde auf eine erneute Hochdosischemotherapie verzichtet. Der Patient verstarb eine Woche später, ursächlich hierfür wurden die Begleiterkrankungen im Rahmen des metabolischen Syndroms angesehen.
Lars Stelter
Klinik für Strahlenheilkunde, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum
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