Zusammenfassung
Bevölkerungsprognosen sagen eine weit überproportionale Steigerung insbesondere der
Zahl männlicher Senioren voraus, wodurch sich einerseits erhebliche Implikationen
für die Planung gesundheitlicher Versorgung und Pflege ergeben, andererseits diverse
Möglichkeiten, durch Risikovermeidung oder Stärkung gesundheitlicher Kompetenz präventiv
einzugreifen. Dem Thema Männergesundheit und einer männerspezifischen Gesundheitsberichterstattung
(GBE) wird somit zukünftig großes Gewicht zukommen. Eine geschlechtsspezifische Sterbetafelanalyse
der Jahre 1998 - 2002 zeigt für den Bodenseekreis und Baden-Württemberg, durch welche
Todesursachen die Lebenserwartung von Männern gegenüber Frauen abnimmt. Baden-Württemberg
und der Bodenseekreis sind Regionen mit im Deutschlandvergleich weit überdurchschnittlicher
Lebenserwartung bei Geburt. Die mittlere Lebenserwartung 2000 betrug in Baden-Württemberg
für Frauen 82 (Bodenseekreis 82,2), für Männer 76,4 Jahre (Bodenseekreis 77,3). Zu
den Hauptursachen der Geschlechterdifferenz von 5,6 Jahren zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Krebserkrankungen, Verkehrsunfälle und Selbsttötungen. Diese Todesursachengruppen
erklären den weit überwiegenden Teil des Unterschieds an mittlerer Lebenserwartung.
Eine alters- und geschlechtsspezifische Analyse der Sterberisiken zeigt durch Identifikation
kritischer Lebensphasen Ansätze für eine männerbezogene Gesundheitsförderung und Prävention
auf. Besonderes Augenmerk sollte dabei dem frühen Kindesalter zukommen, da schon im
Rahmen der Einschulungsuntersuchung erhebliche Prävalenzdifferenzen für verschiedene
Störungen identifiziert werden können. Aber auch das frühe Erwachsenen- und das höhere
Seniorenalter zeigen sich als wichtige Altersabschnitte für männerspezifische Maßnahmen.
Die vorgestellten Ergebnisse zeigen erste mögliche Ansatzpunkte, sollen aber vor allem
einen Beitrag dazu leisten, das Thema Männergesundheit als Fokus genderspezifischer
GBE, Gesundheitsförderung und Prävention zu etablieren. Die beschriebene Zielgruppe
für Gesundheitsförderung und Prävention ist einerseits genügend groß, andererseits
genügend gesundheitlich benachteiligt, um ihr zukünftig verstärkt Aufmerksamkeit zukommen
zu lassen.
Abstract
Population prognoses predict a far over-proportional increase in the number of male
seniors, entailing substantial implications for the planning of health supply and
care, as well as various possibilities to intervene preventively by specific risk
avoidance or boosting health responsibility. In the future men’s health and male-specific
health reporting will become eminently important. A gender-specific life table analysis
for the years 1998 - 2002 shows which causes of death are more responsible for loss
of life expectancy of men compared to women in both the Bodenseekreis and Baden-Württemberg.
Baden-Württemberg and the Bodenseekreis are regions with a well above-average life
expectancy compared to other regions in Germany. The average life expectancy in Baden-Württemberg
in the year 2000 amounted to 82 years (Bodenseekreis: 82.2) in women, and 76.4 years
(Bodenseekreis: 77.3) in men. Among the main causes for the 5.6 year difference in
life expectancy are cardiovascular diseases, cancer illnesses, traffic accidents and
suicide. These groups of causes of death explain the major part of the difference
in average life expectancy. An analysis of death risks specific to age and gender
shows some promising approaches for health promotion and prevention based on identification
of critical phases of life. In this case, special attention should be paid to infancy,
as examinations made within the scope of enrolment at schools identify considerable
differences in the prevalence of various disturbances. However, early adulthood and
old age also prove to be important periods concerning men-specific interventions.
The presented results show first possible starting points which, however, should above
all make a contribution to the establishment of the topic of men’s health as a focus
on gender-specific health reporting, health promotion and prevention. The described
target group for health promotion and prevention is, on the one hand, sufficiently
large, on the other hand, sufficiently disadvantaged in terms of health to demand
more attention in the future.
Schlüsselwörter
Geschlechtsspezifische Gesundheitsberichterstattung - Öffentlicher Gesundheitsdienst
- Gesundheitsplanung - Pflege - Gesundheitsversorgung - Prävention
Key words
Gender-specific health reporting - publical medical service - public health planning
- nursing - health care - prevention
Literatur:
- 1
Szagun B.
Gesundheitsplanung auf Basis der Gesundheitsberichterstattung im Bodenseekreis (Baden-Württemberg).
Gesundheitswesen.
2001;
67
A50
- 2
Wasel W, Szagun B.
Kommunale Gesundheitsplanung - ein Zukunftsmodell.
Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge.
2005;
67
91-96
- 3
Szagun B, Kiß B.
Der ÖGD als Koordinator in der gesundheitlichen Versorgung - Bedingungen für und Chancen
durch einen offensiven Rollenwechsel.
Gesundheitswesen.
2002;
67
A10
- 4 Wolf R. Der Einfluss verschiedener Todesursachen auf die Lebenserwartung in den
Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 1987/89. Baden-Württemberg in Wort und Zahl. 1992
67
- 5 Szagun B. Gesundheit im Bodenseekreis: Lebenserwartung und Todesursachen. Friedrichshafen;
Landratsamt Bodenseekreis 2001
- 6 Farr W. English life Tables,. London; H.M.S.O 1864
- 7 Preston S H, Keyfitz N, Schoen R. Causes of death: Life table for national populations.
Studies in population, Seminar Press,. New York, London; 1972
- 8 Härtel U. Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems bei Männern und Frauen. Hurrelmann
K Geschlecht, Gesundheit und Krankheit Bern; Hans Huber 2002: 274
- 9 gesundheitsziele.de: Forum zur Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitszielen in
Deutschland. Köln; Gesellschaft fürVersicherungswissenschaft und Gestaltung e.V 2003
- 10
Brähler E, Merbach M.
Warum sterben Männer früher?.
Psychomed.
2004;
67
4-11
- 11
Erlemeier N.
Die Versorgung suizidaler alter Menschen in Deutschland.
Zeitschrift fuer Gerontopsychologie und psychiatrie.
2004;
67
3-11
- 12 Hollstein W. Männlichkeit und Gesundheit. Brähler E Weiblichkeit, Männlichkeit
und Gesundheit. Medizinpsychologische und psychosomatische Untersuchungen Opladen;
Westdeutscher Verlag 1992: 64-75
- 13 Faltermaier T. Männliche Identität und Gesundheit. Warum Gesundheit von Männern?. Altgeld
T Männergesundheit. Neue Herausforderungen für Gesundheitsförderung und Prävention
Weinheim; Juventa 2003: 11-33.
- 14 Hollstein W. Der Mann als Täter und Opfer. Die Erkenntnisleistung der Männerforschung
für den Kontext von Gesundheit und Krankheit. Hurrelmann K Geschlecht, Gesundheit
und Krankheit Bern; Hans Huber 2002: 53-66
- 15
Wiesmann U, Timm A, Hannich H J.
Multiples Gesundheitsverhalten und Vulnerabilität im Geschlechtervergleich. Eine explorative
Studie.
Zeitschrift für Gesundheitspsychologie.
2003;
67
153-162
- 16
Eschenbeck H, Kohlmann C W.
Geschlechtsunterschiede in der Stressbewältigung von Grundschulkindern.
Zeitschrift für Gesundheitspsychologie.
2002;
67
1-7
- 17
Eschenbeck H, Kohlmann C W.
Ernährungsverhalten von Grundschulkindern: Zusammenhänge mit der Geschlechtszugehörigkeit
und problemorientierter Bewältigung.
Zeitschrift für Gesundheitspsychologie.
2004;
67
167-171
- 18
Sieverding M.
Achtung! Die männliche Rolle gefährdet Ihre Gesundheit!.
Psychomed.
2004;
67
25-30
- 19
Bickeboller R. et al .
Das Frankfurter Konzept einer Männergesundheitsberatung.
Urologe.
2002;
67
10-17
- 20 Bundesministerium für Gesundheit und Soziales. Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung
der gesundheitlichen Prävention. 2005
- 21 Altgeld T. Männergesundheit Neue Herausforderungen für Gesundheitsförderung und
Prävention. Weinheim; Juventa 2003
Prof. Dr. med. Bertram Szagun, MPH
Hochschule Ravensburg-Weingarten, Fakultät für Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege
Postfach 1261
88241 Weingarten
Email: bertram@szagun.de