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DOI: 10.1055/s-2005-861735
Pharmakodynamik von Succinylcholin nach Immobilisation und Inflammation im Rattenmodell
Fragestellung: Bei immobilisierten Patienten bedingt die Gefahr der Hyperkaliämie die Kontraindikation von Succinylcholin. Die Folgen der Succinylcholin-Anwendung bei Patienten mit systemischer Inflammation werden kontrovers diskutiert. Ziel der Studie ist es, die Effekte von Immobilisation und Inflammation allein und kombiniert auf die Pharmakodynamik von Succinylcholin bei Ratten zu untersuchen.
Material und Methoden: Nach Einverständnis der Tierschutzkommission erhielten 53 männliche Sprague-Dawley-Ratten am Tag 0, 4 und 8 je eine Injektion von entweder Corynebacterium parvum (c.p.) oder physiologischer Kochsalzlösung i.v.
Die Gruppen wurden weiter unterteilt, um einen Hinterlauf (OP-Bein) entweder mittels Spickdraht zu immobilisieren oder nach der OP mobil zu belassen (Scheinimmobilisiert).
Das kontralaterale Bein diente als Kontrolle (non-OP-Bein). Am Tag 12 wurde die individuelle Effektivitäts-Dosis (ED50) von Succinylcholin mittels kumulativer Dosis-Wirkung-Methode bestimmt. Hierzu wurden die Kontraktionen des M. tibialis cranialis mechanomyographisch aufgezeichnet. Der Serum-Kaliumwert wurde direkt nach der Injektion von Succinylcholin bestimmt. Die Werte wurden mit einer Zwei-Wege ANOVA verglichen (p<0,05).
Ergebnisse: 11 Ratten starben nach der c.p.-Injektion, 2 Tiere waren unzureichend immobilisiert. Am non-OP-Bein gab es keine signifikanten Unterschiede der ED50 von Succinylcholin. Immobilisation allein und in Kombination mit Inflammation führte am OP-Bein zur signifikanten Abnahme der ED50. Der Serum-Kaliumwert stieg durchschnittlich um 0,2±0,4 mmol/l nach Succinylcholin-Applikation ohne signifikanten Unterschied in den verschiedenen Gruppen.
Succinylcholin führte aber zu muskulären Kontraktionen am OP-Bein in beiden c.p.-Gruppen sowie in der immobilisierten Kochsalz-Gruppe. Diese Kontraktionen unterschieden sich in Bezug auf die generierte Kraft sowohl vom non-OP-Bein als auch von der Kochsalz + Schein-Immobilisation-Gruppe signifikant.
Schlussfolgerungen: Inflammation oder Immobilisation allein oder in Kombination führen nicht zu einer Hyperkaliämie nach Succinylcholin-Applikation. Die statistisch signifikanten Unterschiede der ED50 am OP-Bein haben keine klinische Relevanz, da eine isolierte Immobilisation eines Hinterlaufs keine systemischen Effekte hat.
Succinylcholin löst aber am immobilisierten Bein, sowie am schein-immobilisierten Bein der c.p.-Gruppe signifikante Muskelkontraktionen aus. Da dieser Effekt am non-OP-Bein nicht auftritt, kann ein systemischer Effekt ausgeschlossen werden.