Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_004
DOI: 10.1055/s-2005-863441

Psychologische Motive für den Kinderwunsch von Schülern und Studenten

F Aschenbrenner 1, K Aschenbrenner 1, BM Strauß 2
  • 1Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Uniklinik Dresden
  • 2Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Jena

Fragestellung: Aufgrund der drastisch fallenden Geburtenrate in Deutschland und der damit verbundenen demographischen Entwicklungen (z.B. Überalterung der Gesellschaft) sollten die psychologische Einstellungen und Motive für den Kinderwunsch (KW) bei weiblichen und männlichen Jugendlichen umfassend untersucht werden. Stichprobe u. Methode: 736 Schüler und Studenten verschiedener Institutionen aus Ost- und Westdeutschland (437 Frauen und 299 Männer) wurden mit dem „Leipziger Fragebogen zu Kinderwunschmotiven und Einstellungen zum Kinderwunsch“ sowie Items aus dem „Family Fertility Survey“ untersucht (Spannungsfeld zwischen Selbstverwirklichung/Karriere/Wohlstand und Familie). Außerdem wurden Ausprägung und Prädiktoren des KW erfasst. Ergebnisse: 15,4% der Teilnehmer zeigten eine niedrige, 39% eine mittelstarke und 45,6% eine hohe Ausprägung des KW. Der KW der Probanden aus den Alten Bundesländern war signifikant niedriger ausgeprägt als der KW der Teilnehmer aus den Neuen Bundesländern. Die Skalen „Wunsch nach emotionaler Stabilisierung“ sowie „Soziale Stereotype“ korrelierten am stärksten positiv mit der Ausprägung des KW, die Skalen „Angst vor materiellen Beeinträchtigungen“ und „Persönlichen Einschränkungen“ dagegen stark negativ. Die Ausprägung des KW korrelierte vor allem bei den weiblichen Probanden negativ mit einer hohen Orientierung an Selbstverwirklichung, Karriere und Wohlstand. Prädiktoren für einen hohen KW waren die Herkunft aus einem Elternhaus mit einer gut ausgebildeten und vollzeit erwerbstätigen Mutter, gute Leistungen in Schule und Studium, eine eher altruistische Orientierung sowie die Zustimmung zu femininen Eigenschaften (alles signifikant). Diskussion: Erstmals wurden die psychologischen Motive und Einstellungen zum KW speziell in dieser Altersgruppe untersucht. Die untersuchten psychologischen Motive lieferten einen hohen Beitrag (49%) zur Aufklärung der Varianz der Ausprägung des KW.