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DOI: 10.1055/s-2005-863457
Berührung reduziert die Cortisol- und Herzratenantwort auf Stress–Eine biopsychologische Untersuchung zu gesundheitsfördernden Effekten der Paarinteraktion
Wenngleich Partnerschaften eine allgemein positive Wirkung auf die Gesundheit haben, sind bisher die zugrundeliegenden Wirkmechanismen in akuten Stresssituationen wenig bekannt. Tiermodelle und erste Untersuchungen am Menschen legen nahe, dass diese Effekte durch das Hormon Oxytocin vermittelt sein könnten. Ziel der Untersuchung war es, die Bedeutung von Partnerschaftsqualität und partnerschaftlicher Interaktion als protektive Faktoren für Stressreaktivität, Beziehungsstabilität -zufriedenheit zu untersuchen.
67 Frauen nahmen am standardisierten psychosozialen Belastungstest Trier Social Stress Test (TSST) teil. Unmittelbar vor diesem Test erhielten sie von ihrem Partner a) soziale Unterstützung, b) eine standardisierte, instruierte Schulter- Nacken-Massage oder c) nahmen allein teil. Als mögliche Einflussgrößen wurden u.a. Persönlichkeitsvariablen, Partnerschaftsqualität und dyadisches Coping erfragt. Die biologischen abhängigen Parameter bildeten Oxytocin, Speichelcortisol und Herzrate. Ein Jahr später wurden alle Frauen und ihre Partner zur Stabilität ihre Beziehung und zu ihrer Partnerschaftszufriedenheit erneut befragt.
Der TSST bewirkte eine hochsignifikante psychoendokrine Stressantwort der Teilnehmerinnen (p<0,01). Die standardisierte Schulter-Nacken-Massage führte zu einer signifikant reduzierten Cortisolantwort (p=0,016) und zu einer signifikant erniedrigten Reaktion der Herzrate auf den Stressor (p=0,019) gegenüber den Bedingungen „Soziale Unterstützung“ und „allein“, welche sich nicht unterschieden. Die psychologischen Daten sagten Partnerschaftsstabilität und –zufriedenheit im Follow-up vorher.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass positive Interaktion mit dem Partner durch Berührung und Nähe die psychobiologische Stressantwort vermindert und können ein entscheidendes Bindeglied in einem psychobiologischen Krankheitsbild psychosomatischer Erkrankungen und deren Linderung darstellen.