Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_050
DOI: 10.1055/s-2005-863486

Die Bedeutung von aktiver und depressiver Krankheitsverarbeitung nach operativer Entfernung der Harnblase: Ergebnisse einer prospektiven Studie unter Anwendung eines graphischen Markov Modells

J Hardt 1, D Filipas 2, UT Egle 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinik Mainz
  • 2Klinik für Urologie der Universität Wien, Austria

Die Diagnose eines Harnblasenkarzinoms mit der Notwendigkeit der operativen Entfernung der Harnblase stellt eine außerordentliche psychische Belastung dar. Aus den vielen möglichen Alternativen zur Bewältigung einer solchen Situation wurden insbesondere zwei Gruppen untersucht, das ist die aktive Krankheitsverarbeitung und die depressive Krankheitsverarbeitung. Ein Patient mit überwiegend aktiver Krankheitsverarbeitung reagiert in einer solchen Situation derart, dass er zunächst Informationen über die Erkrankung und die Behandlung sucht – beispielsweise den Arzt fragt, sich ein Buch kauft, ins Internet schaut, sich einer Selbsthilfegruppe anschließt etc. Weiterhin ist eine aktive Bewältigung durch geplantes und strukturiertes Verhalten gekennzeichnet. Im Vordergrund steht hier eine Einstellung, es mit der Erkrankung aufzunehmen, gegen die Probleme anzukämpfen. Depressive Verarbeitung stellt in gewisser Weise das Gegenteil dar. Ein Patient mit überwiegend depressiver Krankheitsverarbeitung reagiert mit Selbstmitleid, Rückzug von anderen Menschen, Grübeln, Suche nach dem Sinn in der Erkrankung. Psychologisch kann man dieses Verhalten dadurch erklären, dass nicht die unmittelbare Problembewältigung im Vordergrund steht, sondern die Bewältigung der negativen Gefühle. Es wird ein graphisches Markov Modell vorgestellt, in der die Entwicklung der Lebensqualität bei 81 Tumorpatienten ein Jahr nach der Operation mit der Krankheitsverarbeitung vor OP in Beziehung gesetzt wird.

Gefördert durch die Stiftung Leukämiekrankes Kind, 1996–2000