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DOI: 10.1055/s-2005-863503
Sinnkonstruktionen von Psychosomatikpatienten und Gesunden
Den Sinn des Lebens zu finden, ist heute eine Entwicklungsaufgabe, die jeder Einzelne individuell lösen muss. Die Studie untersuchte, ob sich die Sinnkonstruktionen von Psychosomatikpatienten und Gesunden hinsichtlich der Inhalte und der Komplexität unterscheiden. 40 Psychosomatikpatienten und 40 Studenten wurden aufgefordert, Dinge, Werte, Erfahrungen oder Beziehungen zu nennen, die dazu beitragen, dass sie ihr Leben als sinnvoll empfinden, und zu beschreiben, wie die verschiedenen Sinnelemente zusammenhängen. Die Beschreibungen wurden nach Inhalten (z.B. Lebensaufgabe, Beziehung, Wohlbefinden), Zugänglichkeit (Anzahl der genannten Elemente), Differenziertheit (Heterogenität der Elemente), Elaboriertheit (Anzahl der Beziehungen zwischen Elementen) und Kohärenz (Globaleinschätzung) bewertet. Zusätzlich wurden verschiedene Dimensionen seelischer Gesundheit (BDI, SOC und Lebenszufriedenheit) erfasst. Die Sinnkonstruktionen von Patienten waren weniger komplex als die der Gesunden. Sie nannten signifikant weniger Dinge, die ihrem Leben Sinn gaben und das Spektrum ihrer Sinnquellen war kleiner. Inhaltlich waren ihre Sinnelemente häufiger durch das Streben nach Wohlbefinden gekennzeichnet. Sie nannten häufiger materielle Dinge als sinngebend und waren weniger wert- und zielorientiert. Ihre Sinnelemente waren außerdem weniger miteinander verknüpft und ihr Sinnsystem war insgesamt weniger kohärent (alle ps<0,01). Die Merkmale Zugänglichkeit, Differenziertheit und Integriertheit der individuellen Sinnkonstruktionen sind signifikante Prädiktoren der seelischen Gesundheit. Die Fähigkeit, das eigene Leben so zu gestalten, dass es als sinnvoll und zielgerichtet empfunden wird, ist ein zentrales Merkmal von seelischer Gesundheit. Neben der Symptomreduktion ist daher auch die Frage nach Sinn und Orientierung im Leben ein wichtiges Thema für die Psychotherapie.
Key words
Salutogenese - Sinnkonstruktionen - Wohlbefinden