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DOI: 10.1055/s-2005-863504
Lebensorientierungen und Selbstregulationsprozesse von Psychosomatikpatienten
Aus generellen Lebenszielen entstehen instrumentelle mittelfristige Anliegen, die durch zielgerichtetes Handeln realisiert werden. In der Studie wurde untersucht, (a) wie sich langfristige Zielorientierungen von Patienten inhaltlich unterscheiden, (b) wie sie sich auf Selbstregulationsprozesse auswirken und (c) ob es diagnosespezifische Differenzierungen gibt. Erfasst wurden Lebensziele anhand des Fragebogens GOALS und Selbstregulationsstrategien (Goals System Assessment Battery). Auf der Basis der Wichtigkeit von sechs Lebenszielbereichen (Intimität, Affiliation, Altruismus, Leistung, Macht und Abwechslung) wurden in einer Gruppe von 214 stationär behandelten Psychosomatikpatienten (145 Frauen; Alter M=34,7 Jahre, SD=12,4) clusteranalytisch zwei Gruppen differenziert, die sich in der Stärke der Bindung an generelle Lebensziele unterschieden (alle ps<0,00). Cluster 1 (n=111) wies in allen Zielbereichen höhere Bindungen auf und beurteilte seine Lebensziele als langfristig erreichbarer und die aktuellen Fortschritte bei der Realisierung positiver (alle ps<0,00). Auf der Ebene des zielgerichteten Handelns zeigte sich, dass Personen, die mehr an ihre Lebensziele gebunden waren, die Ist-Sollwert-Diskrepanz bei der Verfolgung von mittelfristigen Zielen durch Selbstaufmerksamkeit und soziale Vergleiche genauer bestimmten und durch Planung und Selbstkritik aktiver bei der Problemlösung während der Zielverfolgung waren (ps<0,04). In Cluster 2 fanden sich außerdem mehr Angstpatienten, während in Cluster 1 mehr Depressive zusammengefasst waren (Chi2=6,44, p=0,040). Das Ausmaß der selbst berichteten Depressivität war allerdings in beiden Gruppen gleich hoch. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass das Fehlen von langfristigen Zielorientierungen, das sich bei Depressiven häufiger findet als bei Angstpatienten, dazu beiträgt, dass das zielgerichtete Handeln für mittelfristige Anliegen weniger effektiv ist.