Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_093
DOI: 10.1055/s-2005-863529

Anorexia nervosa: Self-assessment essstörungsrelevanter Bild- und Wortstimuli

C Nikendei 1, S Schild 1, M Voelkl 1, W Herzog 1, S Zipfel 2
  • 1Abteilung für Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
  • 2Abteilung Innere Medizin VI, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen

Einleitung: Die phobische Vermeidung von hochkalorischen Nahrungsmitteln stellt laut ICD-10 eines der Leitsymptome der Anorexia nervosa dar. Die vorliegende Studie untersucht den Charakter des phobischen Reizes von nahrungsbezogenen Bild- und Wortstimuli mittels SAM (Self-Assessment-Maniken).

Methodik: N=12 Probanden (6 Anorexia nervosa Patientinnen, 6 Kontrollen) wurden 80 nahrungsmittelbezogene und 80 neutrale Wörter, sowie 80 nahrungsmittelbezogene und 80 neutrale Bilder für jeweils 5sec präsentiert. Jedes Wort bzw. Bild wurde mittels eines Self-Assessment-Maniken bezüglich der Dimensionen valence (Wertigkeit)/ arousal (Erregungsniveau)/ dominance (Dominanz) beurteilt.

Ergebnisse: Alle nahrungsmittelbezogenen Wörter und Bilder wurden von den Anorexia nervosa Patientinnen signifikant bedrohlicher eingeschätzt als von den Kontrollen. Die nahrungsmittelbezogenen Stimuli wurden von den Anorexia nervosa Patientinnen in der Dimension valence (p<0,028 für Wörter; p<0,028 für Bilder) als signifikant bedrohlicher eingeschätzt als die neutralen Stimuli. Die nahrungsmittelbezogenen Bildstimuli wurden dabei nicht bedrohlicher erlebt als die nahrungsmittelbezogenen Wortstimuli.

Schlussfolgerung: Die nahrungsmittelbezogenen Stimuli erweisen sich in der affektiven Dimensionen valence als störungsspezifisch und stellen somit geeignetes Stimulusmaterial für weitere kognitionspsychologische Studien dar. Es war im Sinne einer Angsthierarchie nicht von Bedeutung, ob die Stimuli als Wort oder direkt als Bild präsentiert wurden.