Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_097
DOI: 10.1055/s-2005-863533

Schmerz lehren: Physiologie & Psychosomatik der Nozizeption. Rhythmen der Stirnhautdurchblutung bei akutem Zahnschmerz. – Ein integratives Schmerzpraktikum

V Perlitz 1, M Lampmann 2, JP Ernst 2, A Besting 2, B Cotuk 3, H Schmid-Schönbein 2, ER Petzold 1
  • 1Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Universitätsklinikum Aachen
  • 2Institut für Physiologie, Aachen
  • 3Sporthochschule Marmara Universität, Istanbul, Türkei

Einleitung: Schmerz als wichtigstes Symptom in der ärztlichen Praxis wird in der wissenschaftlich fundierten ärztlichen Ausbildung häufig vernachlässigt. Dies mag z.T. durch fehlende Möglichkeiten der Quantifizierung und Objektivierung der beim Schmerzgeschehen beteiligten psychischen und physischen Prozesse bedingt sein. Daher wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Physiologie und der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin der RWTH Aachen ein Integratives Praktikum zur Schmerzphysiologie und Schmerzpsychosomatik (IPSS) entwickelt. Methode, Ergebnis: Im Rahmen der Physiologischen Praktika (Kreislauf; Muskel; Säure-Base-Haushalt; Mikrozirkulation) wird das IPSS zunächst optional angeboten. In einem ersten Schritt werden die Studierenden in einem Seminar auf das Thema theoretisch vorbereitet: Grundlagen der Schmerzphysiologie, Schmerzpsychosomatik und Anamneseerhebung. Dem folgt im Praktikum die eigenständige Erarbeitung physischer Veränderungsprozesse beim Schmerz (Cold-Pressor-Test). Durch Verwendung einfacher Zeitreihentechnik der palpierten peripheren Pulse in Verbindung mit visuellen Analogskalen. Im nächsten Schritt erfolgt die Aufzeichnung komplexer Zeitreihen physiologischer Parameter bei kontrolliertem Kältereiz am Zahn. Dies erlaubt bei entsprechender Protokollführung die Differenzierung psychischer und physischer Prozesse.

Diskussion: Das Thema Schmerz soll und kann den Studierenden frühzeitig in ihrer medizinischen Ausbildung vermittelt werden, da es physiologisch, psychologisch und ärztlich-praktisch von größter Relevanz ist. Hier können zudem traditionelle ärztliche Fertigkeiten mühelos mit moderner PC-gestützter Diagnostik kombiniert werden. So ist die Akzeptanz des Praktikums unter den Studierenden hoch. Es optierten beim Probepraktikum im Sommersemester 2004 von 52 Kleingruppen 38 für das IPSS.