Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_098
DOI: 10.1055/s-2005-863534

Symptommuster und therapeutische Effekte bei Angstpatienten mit und ohne Partner

K Petrowski 1, P Joraschky 1, M Bassler 2
  • 1Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“, TU Dresden
  • 2Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Bonn

Basierend auf familiensystemischen Modellen werden Kompensationsprozesse zwischen Angstpatienten und ihren Partnern postuliert. Im Vergleich zu Kontrollgruppen konnten auch empirisch spezifische Beziehungsmuster bei Angstpatienten und ihren Partner identifiziert werden. Folglich ist zu vermuten ist, dass diese Kompensationsprozesse sich auf die Symptommuster der Angstpatienten mit Partner auswirken. Daher wurden die Symptommuster von Patienten mit und ohne Partner an Hand von stationär behandelten psychosomatischen Patienten (N=182) mit Diagnosen einer Angststörung im Rahmen einer multizentrischen Studie zu Therapiebeginn und -ende verglichen. Die Symptomatik wurde durch SCL-90, ACQ, BSQ, MI, BDI, SDS und STAI erfasst. Die Angstpatienten waren im Mittel 31,7 Jahre alt und 72% waren weiblich. Von ihnen lebten 58% mit einem Partner und 42% alleine. Clusteranalytisch konnten unterschiedliche Symptommuster bei Angstpatienten mit und ohne Partner identifiziert werden. Alleinlebende zeigten signifikant stärkere angstbezogene Kognitionen, stärkere Ängste vor körperlichen Symptomen, stärkere Depressivität und höhere Beeinträchtigungen der Mobilität als Patienten mit Partner (t=2,22–3,71; p=0,00–0,02). Unterschiede in der Symptomausprägung zu Therapiebeginn (t=3,90–3,72; p=0,00) zwischen Patienten mit und ohne Partner waren zu Therapieende nicht mehr vorhanden (t=0,49–0,27; p=0,63–0,79). Angstpatienten mit Partner unterschieden sich zu Therapiebeginn in der Schwere der Symptommuster von denen ohne Partner, aber der therapeutische Erfolg und die Symptomlage zu Therapieende waren unabhängig vom Partner. Die Unterschiede in der Symptomschwere lassen Kompensationsprozesse innerhalb einer Partnerschaft vermuten. Diese haben einen positiven Effekt auf die Symptomlage des Patienten. Allerdings lassen sich keine daraus ungünstigeren therapeutischen Bedingungen für Angstpatienten ohne Partner ableiten.

Key words

Angststörung - Partnerschaft - Symptommuster