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DOI: 10.1055/s-2005-863535
Spezifische Merkmalsmuster und Kompensationsprozesse in psychisch oder körperlich belasteten Partnerschaften
Traditionelle Eheforschung betrachtete bisher nur individualwertbasiert Merkmale und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit. Neuere theoretische Ansätze hingegen postulieren Interaktionseffekte innerhalb einer Partnerschaft, die sich wiederum auf die Gesundheit der Beteiligten auswirken. Bei breiten Faktorenspektren sind diese Kompensationsprozesse in der Partnerschaft und ihre Wirkung auf die Gesundheit empirisch nur unzureichend belegt. Dies wurde an 111 Paaren untersucht (mittleres Alter=37; SD=10,21). Im Durchschnitt lebten die Paare seit 13 Jahren zusammen (SD=11,95). Die Daten belegen, dass Partnerschaften mit unterschiedlichen Merkmalsmustern signifikant psychisch gesünder sind als solche Partnerschaften ohne Kompensationsmöglichkeiten (t=3,94; p=0,3). Ferner konnten drei Merkmalskonstellationen in den Partnerschaften clusteranalytisch identifiziert werden, die sich signifikant im Gesundheitszustand unterschieden (F=-.217; p=0,3). Die psychisch Belasteten waren unsicher abhängig an den Partner gebunden, sozial isoliert, zurückgezogen und es war ihnen nicht möglich Ziele flexibel anzupassen. Die körperlich Beeinträchtigten zeichneten sich durch egalitäre Aufteilungen der Pflichten und ein hohes Einfühlungsvermögen aus. Die Gesunden hingegen waren offen, sozial kompetent, emotional stabil und beschrieben wenige Konfrontationen in ihrer Partnerschaft. Einzelkorrelationen und Ausprägungen in den Merkmalskonstellationen belegen interpersonelle Kompensationsprozesse innerhalb der Partnerschaft und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Partner. Dies bestätigt die Kompensationstheorie (Typ I).