Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_102
DOI: 10.1055/s-2005-863538

Die Bedeutung von Herzangst in der interdisziplinären Diagnostik psychosomatischer Komorbidität bei Thoraxschmerzpatienten

K Pollack 1, M Nitschke 1, F Einsle 2, RH Strasser 1, V Köllner 2
  • 1Medizinische Klinik/Kardiologie, Medizinische Fakultät Dresden
  • 2Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Uniklinik Dresden

Hintergrund: Neben der Integration eines psychosomatischen Basisscreenings soll die Häufigkeit von Herzangst und der Zusammenhang zur Koronaren Herzerkrankung (KHK) beim Leitsymptom Thoraxschmerz in der kardiologischen Ambulanz untersucht werden.

Methodik: Patienten mit Thoraxschmerz wurden von 02–11/2003 neben der kardiologischen Abklärung auf Studienteilnahme gescreent (Alter über 18 Jahre, Ausschluss akutes Koronarsyndrom). Geeignete Pat. erhielten den Fragebogen zur Erfassung von Herzangst (Hoyer & Eifert, 2001) sowie das Basisscreening (HADS, Beschwerdeliste von Zerssen). Das Vorliegen einer KHK wurde kategorisiert (klinisch kein Hinweis für KHK/ bekannte KHK ohne Progression/ interventionspflichtige KHK).

Ergebnisse: 405 Pat. (235 M./ 170 F.) wurden in die Studie eingeschlossen; 383 Pat. (94,6%) nahmen teil. Der Herzangstfragebogen zeigte in 16,6% der Pat. (n=53/332) eine auffällige Herzangst. Pat. mit einer bekannten KHK ohne Progression (Score 1,94±0,60) leiden signifikant stärker unter Herzangst als Pat. ohne eine relevante KHK (Score 1,69±0,56) oder interventionspflichtige Pat. (Score 1,53±0,55) (p<0,001). Auffällig sind signifikant höhere Werte in den Subskalen Furcht, Vermeidungsverhalten und Selbstaufmerksamkeit. Die Sensitivität des Basisscreenings zur Erfassung psychosomatischer Komorbidität konnte bei fast gleicher Spezifität (0,87 auf 0,84) durch die zusätzliche Beachtung der Herzangst von 0,54 auf 0,63 erhöht werden.

Schlussfolgerungen:

1. Die Häufigkeit von Herzangst unterscheidet sich kaum von der Häufigkeit der Depressivität und körperlichen Allgemeinbeschwerden.

2. Herzangst ist besonders bei Pat. mit bekannter KHK ohne Progression ausgeprägt.

3. Die zusätzliche Erfassung des Parameters Herzangst zum etablierten Basisscreening erhöht die Sensitivität der Erkennung psychosomatischer Komorbidität in einer kardiologischen Ambulanz.