Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_117
DOI: 10.1055/s-2005-863552

Selbstkonzept und Selbstorganisation von Sozialphobikern

C Schönberg 1, K Pöhlmann 1, P Joraschky 1, M Israel 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik „Carl Gustav Carus“, Dresden

Negative kognitive Schemata über das eigene Selbst stellen ein zentrales Charakteristikum der Sozialphobie dar (Clark & Ehlers, 2002). Empirisch wurden Selbstwahrnehmung und Selbstkonzept von Sozialphobikern bisher allerdings kaum erfasst. Die Zielsetzung der Studie war zu untersuchen, wie sich das Selbstkonzept und die Selbstbeurteilung der Patienten im Verlauf der stationären Psychotherapie verändern. Behandelt wurden 24 Sozialphobiker (17 Frauen, 7 Männer; Alter: M=34,6, SD=10,4). Neben der Symptomatik [Liebowitz Soziale Angst Skala (LSAS, Fremdeinschätzung), Social Phobia Scale (SPS) und Social Interaction Scale (SIAS)] wurden Selbstkonzept (Frankfurter Selbstkonzeptskalen, FSKN), Selbstwirksamkeit (Schwarzer) und weitere klinisch relevante Selbstdimensionen (Narzissmusinventar, NAI) erfasst. Die Diagnose der Sozialphobie wurde mittels eines standardisierten klinischen Interviews (DIAX) gestellt. Berechnet wurden Mittelwertsvergleiche von Therapieanfang und Therapieende. Die generalisierte Selbstwirksamkeitserwartung verbesserte sich im Laufe der Behandlung signifikant vom deutlich unterdurchschnittlichen zum knapp durchschnittlichen Wertebereich (ES 0,60). Im Selbstkonzept ergaben sich signifikante Verbesserungen auf 9 der 10 Skalen des FSKN vom negativ-neutralen hin zum neutral-positiven Bereich (ES 0,59 – 0,77). Im Narzissmusinventar näherten sich die Werte denen der Gesunden an – signifikante Veränderungen zeigten sich dabei vor allem auf Skalen der Dimension „bedrohtes Selbst“, d.h. die Patienten beschrieben sich als weniger fragil, ängstlich, resignativ und selbstunsicher und als hoffnungsvoller (ES 0,50 – 0,94). Abgesehen von einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik schätzten sich die Patienten zum Entlassungszeitpunkt als stabiler und fähiger ein, selbständig schwierige Aufgaben bewältigen zu können, und hatten eine positivere Einstellung zu sich selbst.