Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_118
DOI: 10.1055/s-2005-863553

Belastungen durch eine Tätigkeit als Simulationspatient (SP) in einer medizinischen Prüfung

M Schrauth 1, N Schmulius 1, U Martens 1, R Riessen 2, S Zipfel 1
  • 1Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medizinische Universitätsklinik Tübingen
  • 2Abteilung Internistische Intensivmedizin, Medizinische Universitätsklinik Tübingen

Hintergrund: In Unterricht und Prüfungen der medizinischen Fakultäten werden zunehmend Simulationspatienten (SP) eingesetzt. Hierbei handelt es sich um Laienschauspieler, die in standardisierter Weise Krankenrollen darstellen (1). Unser Anliegen war die Identifizierung und Evaluierung von Belastungsfaktoren durch die Arbeit als SP. Methode: Ein Fragebogen mit 16 Items zu Art und Ausmaß von Belastungen durch die Arbeit als SP wurde entwickelt und den SP nach ihren Einsätzen bei einer praktischen Prüfung im 2. klinischen Semester ausgehändigt. Durchschnittlich war jeder SP 4 Stunden in 34 Prüfungssequenzen zu Anamnese/Gesprächsführung und körperlicher Untersuchung tätig. Zur Auswertung kamen 35 vollständig ausgefüllte Fragebögen von 18 (51,4%) weiblichen und 17 (48,6%) männlichen SP mit einem Durchschnittsalter von 33,2 Jahren (19–67 Jahre, SD=14,7 Jahre). Ergebnisse: Für das spezielle Training vor ihrer Tätigkeit vergaben die SP die Note 1,59 (SD=0,74), für die Betreuung während der Einsätze 1,53 (SD=0,66). Das Verhalten der Prüflinge erlebten die SP weitgehend als angemessen und rücksichtsvoll. Am stärksten belastet empfanden sich die SP auf einer Skala von 1 bis 6 in körperlicher Hinsicht mit 2,53 (SD=1,45); mehrfach wurde auf Schmerzen durch inadäquate Untersuchungstechniken der Prüflinge hingewiesen. Als weniger stark wurde die Belastung in psychischer Hinsicht und durch die Übernahme einer Krankenrolle empfunden. Schlussfolgerungen: Die befragten SP empfanden ihre Tätigkeit vor allem in körperlicher Hinsicht als belastend. Hier sollte durch Sensibilisierung der Prüfer für die Belastungsgrenzen der SP und Weiterentwicklung des Prüfungsformates Abhilfe geschaffen werden. Da die für diese Untersuchung befragten SP in einer Anamnese-/Untersuchungskurs-Prüfung mit somatischem Schwerpunkt tätig waren, soll die Belastung durch Darstellung komplexerer, z.B. psychosomatischer Patienten in weiteren Untersuchungen überprüft werden.