Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_126
DOI: 10.1055/s-2005-863560

Belastungserleben und Bewältigungsverhalten von Angehörigen älterer Tumorpatienten während der Primärtherapiephase

D Slawinsky 1, N Kotkamp-Mothes 2, B Röhrig 1, BM Strauß 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Jena
  • 2Privat

Einleitung:

Eine Tumorerkrankung stellt nicht nur für den Patienten, sondern auch für die Angehörigen eine enorme Belastung dar und erfordert vielfältige Anpassungsleistungen (McCubbin & Patterson, 1983; Nijboer et al., 1998; Weis, 2003). Die vorliegende Studie widmet sich älteren Tumorpatienten sowie deren Angehörigen, da diese Gruppe im Vergleich zur Inzidenz in psychoonkologischen Studien deutlich unterrepräsentiert sind (Lowenstein & Gilbar, 2000).

Methodik:

Während der Primärtherapiephase wurde mit 47 Angehörigen älterer Tumorpatienten ein halbstrukturiertes Interview durchgeführt, in dem u.a. Belastungen, Beziehungsaspekte zum Patienten sowie das Bewältigungsverhalten erfragt wurden. Die Auswertung der Interviews erfolgte durch zwei unabhängige Rater. Ergänzend zu diesem qualitativen Ansatz wurden standardisierte Fragebögen eingesetzt (z.B. Trierer Skalen zur Krankheitsbewältigung, Klauer & Fillip, 1993).

Ergebnisse: Über 60% der Angehörigen sind stark belastet. Bezüglich des Bewältigungsverhaltens zeigen sich dabei differenzielle Unterschiede. Weniger belastete Angehörige nutzen die Bewältigungsstrategie Suche nach sozialer Einbindung signifikant häufiger und Rumination als Bewältigungsstrategie signifikant seltener als stark belastete Angehörige.

Diskussion:

Aus den vorliegenden Daten sind keine kausalen Schlussfolgerungen zulässig, welche Bewältigungsstrategien sich positiv auf das Belastungserleben auswirken, es zeigen sich jedoch differenzielle Auffälligkeiten. Da bekannt ist, dass eine Unterstützung durch nahe Angehörige für die Patienten sehr wichtig ist und nur teilweise durch andere entlastende Angebote ersetzt werden kann (Mantovani et al., 1996), sollten Angehörige als wichtige Ressource gesehen und durch frühzeitige Entlastungsangebote aufgefangen werden.