Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_127
DOI: 10.1055/s-2005-863561

Evaluation des Therapieerfolgs einer Psychosomatischen Akutstation – Ergebnisse einer Katamneseuntersuchung

D Slawinsky 1, T Vieweg 2, BM Strauß 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Jena
  • 2Sophien- und Hufeland Klinikum gGmbH, Weimar

Theoretischer Hintergrund:

Während der psychosomatische Rehabilitationsbereich schon länger starkem Legitimationsdruck ausgesetzt ist (Nübling et al., 1994) und in den letzten Jahren umfangreiche Evaluationsprojekte initiiert wurden (z.B. Schmidt, 1991; Zielke, 1999), gibt es im stationären psychosomatischen Akutbereich kaum Evaluationsstudien mit katamnestischen Daten.

Fragestellung:

Wie hoch ist der Anteil der Patienten, die zwischen Aufnahme und Entlassung Verbesserungen hinsichtlich der Symptombelastung erreichen können? Können diese auch im Katamnesezeitraum aufrechterhalten werden? Welchen Einfluss hat ein Rentenantrag auf den Therapieerfolg?

Methodik:

Durchschnittlich 42 Wochen nach Entlassung wurde eine Katamnesebefragung mit 254 Patienten durchgeführt. Zur Einschätzung der Veränderung der subjektiv empfundenen Belastung durch psychische (SCL-90-R; Franke, 1995) sowie depressive Beschwerden (BDI; Hautzinger et al., 1955) wurde das Konzept der Klinischen Signifikanz (Jacobson & Truax, 1991) angewandt.

Ergebnisse:

Rund 70% der Patienten zeigen Verbesserungen hinsichtlich der Symptombelastung zwischen Therapiebeginn und Entlassung. Im Katamnesezeitraum kommt es zu einem leichten Wiederanstieg der Symptombelastung, wobei die Katamnesewerte deutlich unter den Ausgangswerten liegen, so dass auch langfristig von einem zufrieden stellenden Ergebnis gesprochen werden kann- vor allem im Hinblick auf die kurze Behandlungszeit von durchschnittlich 37 Tagen. Ein geplanter bzw. gestellter Rentenantrag stellt einen negativen Prädiktor für den langfristigen Therapieerfolg dar.

Diskussion:

Die Rücklaufquote der postalisch erreichbaren Patienten betrug 50,8%, wobei eine Repräsentativitätsanalyse signifikante Unterschiede in einigen soziodemographischen Merkmalen zwischen den Antwortern und Nichtantwortern ergab. Somit ist die Generalisierbarkeit der Katamneseergebnisse eingeschränkt.