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DOI: 10.1055/s-2005-863574
In welchen Merkmalen unterscheiden sich Durchhalter und Schoner bei chronischen Schmerzpatienten?
Im Sinne einer klinischen Typologie werden unter chronischen Schmerzpatienten Durchhalter und Schoner unterschieden. Auf der Grundlage einer Stichprobe von hoch chronifizierten Schmerzpatienten (50% Chronifizierungsstadium III) wurde geprüft, in welchen Merkmalen sich die beiden Patiententypen unterscheiden. 122 Patienten wurden vom Behandlungsteam als „Durchhalter“ (n=96) oder „Schoner“ (n=26) klassifiziert. Geprüft wurde, ob sich Durchhalter und Schoner am Beginn der Behandlung, nach fünf Wochen tagesklinischer multimodaler Schmerzbehandlung und in der Katamnese nach sechs Monaten unterscheiden. Erfasst wurden u.a. Schmerzparameter (Deutscher Schmerzfragebogen, Chronifizierungsstadium), schmerzbedingte Einschränkung (PDI), Coping (CSQ), Lebensqualität (SF-36) und Komorbidität (HADS). Die Datenerhebung erfolgte zu Beginn (t1) und nach fünf Wochen Therapie (t2) und sechs Monate nach Ende der Therapie (t3). Die beiden Bewältigungstypen unterschieden sich zu Beginn der Behandlung nur in einem Merkmal: Durchhalter berichteten eine signifikant höhere maximale Schmerzstärke (M=8,22, SD=1,15) als Schoner (M=7,56, SD=1,42, p=0,001). Auf allen anderen Dimensionen fanden sich keine Unterschiede. Auch das Bewältigungsverhalten der beiden Gruppen war gleich. Am Behandlungsende und in der 6 Monatskatamnese bestanden ebenfalls keine Unterschiede. Die grobe Unterscheidung in Durchhalter und Schoner als Reaktionstypen dient in der Patientenedukation z.B. zur Erklärung von Chronifizierungsprozessen und maladaptivem Bewältigungsverhalten. Empirisch lassen sich jedoch zwischen Durchhaltern und Schonern keine Unterschiede feststellen. Bei der untersuchten Stichprobe handelt es sich allerdings um hoch chronifizierte Patienten, so dass die Aussagen möglicherweise für frühe Phasen des Krankheitsverlaufs nicht gelten.
Key words
Chronischer Schmerz - Katamnese - Therapieverlauf