Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_143
DOI: 10.1055/s-2005-863577

Ärger und peripherer Widerstand bei hypertensiven und normotensiven Probanden während eines mentalen Belastungstests – Einfluss auf Blutdruck und andere kardiovaskuläre Parameter

CS Weber 1, M Wagner 1, HC Deter 1
  • 1Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Charité Universitätsmedizin, Campus Benjamin Franklin, Berlin

Ärger wird seit Beginn der psychosomatischen Forschung als wichtigster negativer Affekt angesehen, der bei der Entstehung der essentiellen Hypertonie (EH) eine ätiopathogenetische Rolle spielen könnte. Dabei gilt insbesondere die Blutdruck- (BD) Reagibilität unter Stress als wichtiger prädiktiver Faktor für das kardiovaskuläre Risiko. In der vorliegenden laufenden Pilotstudie wird untersucht, wie sich State-und Trait-Ärger auf die kardiovaskuläre Stress-Reagibilität auswirken. Dabei werden neben systolischem und diastolischem BP (SBP, DBP [mmHg]) der totale periphere Widerstand (TPR [dyne*s/cm^5]) kontinuierlich erfasst. Bisher wurden 27 männliche Probanden in die Studie eingeschlossen (Alter MW 30,3, BMI 24,5), die einem mentalen Belastungstest unterzogen wurden. In einer 30-minütigen Vortest-Phase (VTP) wurden Fragebögen zu Befinden und Persönlichkeit vorgelegt. Nach einer ersten vorläufigen Zwischenauswertung zeigen 16 Probanden normotensive und 11 Probanden hypertensive BD-Werte (SBP>140; DBP >90 mmHg). Die beiden Gruppen unterscheiden sich nicht in Alter und BMI, dagegen signifikant in SBP vor (118 vs. 138; p<0,001), während (129 vs. 143; p=0,001) und nach Stress (121 vs. 139; p<0,001), DBP vor (76 vs. 85; p=0,013) und nach Stress (77 vs. 88; p=0,006), sowie tendenziell (statistische Trends) in DBP während Stress (85 vs. 92), TPW vor (1154 vs. 1330), während (1227 vs. 1372) und nach Stress (1213 vs. 1379) (alle p<0,1). Wir beobachten bisher keine statistisch signifikanten Unterschiede in den Ärger-Variablen (Zustands- und Trait-Ärger, Gereiztheit) zwischen hypertensiven und normotensiven Probanden. Die differenziertere Erfassung von Kreislaufparametern wie BD plus TPW ermöglicht neue Einsichten in die psycho-physiologischen Zusammenhänge von BD-Reagibilität und Ärger, die zur Entstehung der EH beitragen können.