Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_144
DOI: 10.1055/s-2005-863578

Die Bedeutung der Typ D-Persönlichkeit (TypD) bei Patienten mit thorakalen Schmerzen

N Weber 1, F Einsle 1, M Nitschke 2, R Strasser 2, P Joraschky 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik „Carl Gustav Carus“, Dresden
  • 2Medizinische Klinik und Poliklinik II; Medizinische Fakultät; TU Dresden

Bisher ist unklar, welche Rolle der TypD bei Patienten mit Brustschmerzen spielt. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Häufigkeit von TypD bei Patienten mit thorakalen Schmerzen zu erfassen, im Verlauf zu beobachten und Zusammenhänge zwischen TypD und soziodemographischen, physischen sowie psychischen Variablen zu untersuchen.

Die eingeschlossenen Patienten (n=405) wurden zu zwei Zeitpunkten untersucht (t1=konsekutiv 2003; t2=1Jahr später). Zu beiden Untersuchungszeitpunkten wurde der TypD (DS 14); sowie die allgemeine Ängstlichkeit und Depressivität (HADS), die Herzangst (HAF) und die allgemeinen körperlichen Beschwerden (Beschwerdeliste von v. Zerssen) erhoben. Darüber hinaus wurden zu t1 soziodemografische Daten sowie das Vorliegen einer KHK erfasst.

Zu t1 konnten 91,9% (n=372; Altersmittelwert: 57,4±13,2 Jahre; 41% Frauen) der Fragebögen analysiert werden. Bei 30,1% (n=112) der Patienten wurde ein TypD nachgewiesen. Bezüglich der Zusammenhänge mit soziodemographischen Variablen zeigte sich keine Altersabhängigkeit. Frauen haben signifikant seltener einen TypD. Patienten, die sich einer weiteren somatischen Diagnostik entzogen waren häufiger TypD, gefolgt von Patienten mit bekannter KHK ohne Progression. Patienten mit interventionspflichtiger KHK wiesen am seltensten TypD auf. Patienten mit einem TypD waren signifikant ängstlicher und depressiver, berichteten häufiger über Allgemeinbeschwerden und herzbezogene Ängste. Es ist zu erwarten, dass die Häufigkeit des TypD stabil bleibt.

TypD spielt bei fast einem Drittel der Patienten mit thorakalen Schmerzen eine Rolle und geht einher mit einer schlechteren psychischen Befindlichkeit. Am häufigsten betroffen sind Männer und Patienten, die sich einer weiteren Diagnostik entziehen bzw. eine KHK ohne Progression aufweisen. Ein Einfluss auf den Langzeitverlauf der somatischen Befindlichkeit ist zu erwarten.