Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_154
DOI: 10.1055/s-2005-863587

Mutationen und Polymorphismen des Gastrin releasing peptide Gens (GRP) und des Gastrin releasing peptide Rezeptorgens (GRPR) bei Patienten mit Agoraphobie

K Zimmermann 1, F Einsle 1, H Schackert 2, P Joraschky 1, J Hoyer 3
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik „Carl Gustav Carus“, Dresden
  • 2Abteilung für Chirurgische Forschung des Universitätsklinikums der TU Dresden
  • 3Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Dresden

Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, dass die Amygdala eine wichtige Rolle bei der Entstehung erlernter Angst spielt. Shumyatsky et al. (2002) identifizierten in Tierexperimenten das Gastrin releasing peptide Gen (GRP) und das Gastrin releasing peptide Rezeptorgen (GRPR). GRP wird bei Aktivität u.a. in den lateralen Nukleus der Amygdala ausgeschüttet und reizt gabaerge, d.h. hemmende Interneurone. Dadurch wird in diesen Interneuronen GRPR aktiviert mit der Folge der vermehrten gabaergen Hemmung in den Hauptneuronen. Dieser Mechanismus könnte den für das „Verlernen“ der Angst charakteristischen Habituationseffekt erklären. Das Experiment von Shumyatsky et al. (2002) an Knockout-Mäusen konnte zeigen, dass bei Ausschaltung des GRP und GRPR eine stärkere und länger anhaltende Angstreaktion resultiert. Offen bleibt bei der Untersuchung, ob sich die Ergebnisse auf gelernte Ängste beim Menschen übertragen lassen.

Ziel der Untersuchung ist ein Vergleich von Patienten mit leichter Agoraphobie (n=40), Patienten mit schwerer Agoraphobie (n=40) und Personen ohne psychische Störung (n=40) bezüglich des Auftretens von Mutationen und Polymorphismen im GRP- und GRPR-Gen. Die Unterscheidung in leichte und schwere Agoraphobie erfolgt anhand des Vorliegens komorbider Störungen. Zur Diagnosestellung wird ein computerisiertes und standardisiertes Instrument (DIA-X) verwendet. Des Weiteren kommen zwei Fragebögen (AKV, PAS) sowie ein Interview zur Familien- und Krankheitsanamnese zum Einsatz. Nach der Diagnostik erfolgen die Blutabnahme sowie die Durchführung der genetischen Analysen.

Bisher konnten insgesamt 27 Agoraphobiker (48,7±14,0 Jahre; 78% Frauen) und 9 Kontrollpersonen (45,3±5,1 Jahre; 67% Frauen) eingeschlossen werden. Mit den genetischen Analysen wurde bereits, sodass erste Ergebnisse vorgestellt werden können.