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DOI: 10.1055/s-2005-863590
Behandlungserfolg bei Patienten mit Rückenschmerzen, somatoformer Schmerzstörung und mittelschwerer Somatisierungsstörung – eine Studie auf SKID-I Basis
Ziel der Studie war die Bestimmung des Einflusses somatoformer Diagnosen auf den Behandlungserfolg in einer Gruppe von Patienten, welche sich im Rahmen eines stationären Aufenthalts an einer orthopädischen Klinik einer standardisierten multidisziplinären Behandlung für chronischen Rückenschmerz unterzogen.
Im Rahmen der Studie wurden 74 konsekutiv behandelte Patienten zu drei Zeitpunkten untersucht: bei Aufnahme (T1), bei Entlassung nach drei Wochen (T2) sowie nach 6 Monaten (T3). Bei Aufnahme erhielten die Patienten ein strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV (modifizierte Version, erweitert um Kriterien zur Bestimmung einer multisomatoformen Störung) und Fragebögen zu Schmerzstärke, schmerzbezogener Beeinträchtigung (FFb-R), somatoformer Symptome (SOMS), Angst und Depressivität (HADS) sowie gesundheitsbezogener Lebensqualität (SF-36).
Dreizehn Patienten (18%) erfüllten die Kriterien für eine multisomatoforme Störung oder Somatisierungsstörung (SomDis), 35 Patienten (47%) für eine somatoforme Schmerzstörung (PainDis). Sechsundzwanzig Patienten (35%) erfüllten keine dieser Kriterien (BackPain). Die Patienten unterschieden sich bei Aufnahme nicht hinsichtlich ihres Alters, der Schmerzstärke oder der schmerzbezogenen funktionellen Beeinträchtigung. Über alle Gruppen hinweg zeigte sich nach der Behandlung eine Abnahme der funktionellen Beeinträchtigung und der somatoformen Symptomatik (t=2,73 bzw. 8,25, p<0,01 jeweils). SomDis-Patienten beurteilten den Behandlungserfolg unmittelbar nach Entlassung allerdings signifikant weniger positiv (t=2,14; p<0,03). Auch nach 6 Monaten fand sich bei diesen Patienten eine signifikant geringere Verbesserung hinsichtlich funktioneller Beeinträchtigung und somatoformer Symptome (t=–1,93 und 1,77; p<0,05 jeweils). Im Gegensatz dazu unterschieden sich PainDis-Patienten nicht von Patienten ohne somatoforme Diagnose.
Die Diagnose somatoformer Störungen in einer Stichprobe hilfesuchender Rückenschmerzpatienten trägt dazu bei, eine Risikogruppe mit ungünstiger Prognose zu identifizieren. Die nosologisch problematische Diagnose einer somatoformen Schmerzstörung ist dabei weniger geeignet als die Kategorien multisomatoforme Störung oder Somatisierungsstörung, welche beide eine systematische Erfassung nicht auf den Schmerz bezogener somatoformer Symptome erfordern.
Schlüsselwörter
Chronischer Rückenschmerz - somatoforme Schmerzstörung - Somatisierungsstörung - Behandlungserfolg - prospektive Studie