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DOI: 10.1055/s-2005-865413
(Neben)Wirkung einer Palliativeinrichtung
Palliativmedizinische Einrichtungen existieren in Deutschland seit über 20 Jahren. In den 1990er Jahren kam es nach einer eher zögerlichen Entwicklung zu vielen Neugründungen. Die ersten Jahre waren geprägt von einer Konzentration im Binnenbereich: Wie soll die Einrichtung organisatorisch funktionieren, welche Standards sollen gelten, wie wird die Zusammenarbeit gestaltet? Die Kristallisationspunkte mussten sich erst selber bilden. Parallel dazu, und in den letzten Jahren immer stärker werdend, richtete sich die Aufmerksamkeit auf das Umfeld. Wie gelingt die Zusammenarbeit mit anderen nicht palliativen Einrichtungen? Welcher Impulse gehen von der Palliativeinrichtung aus? Die Frage nach den Wirkungen und Nebenwirkungen einer Palliativeinrichtung hat diese Verknüpfung von Binnen- und Außenbereich im Blick. Die Arbeit in einer Palliativeinrichtung hat zunächst auf die Mitarbeiter deutliche Wirkung, sowohl was die Person, als auch was die berufliche Rolle angeht. Dazu kommt die Wirkung auf das direkte strukturelle Umfeld und immer deutlicher die Wirkung auf gesellschaftliche Bedingungen. Alle Wirkungsfelder stehen in mehr oder weniger deutlicher Abhängigkeit voneinander, sie lassen sich zwar getrennt betrachten, aber nur im Gesamten verstehen. Nicht alle Wirkungen sind dabei gewollt. Wir beobachten so manche unbeabsichtigte, nicht eingeplante „Nebenwirkung“. Darüber hinaus ergibt sich eine Spannung zwischen dem hohen Ideal und der nebenwirkungsreichen Realität, die die positiven Wirkungen der Palliativeinrichtung immer wieder hemmt. Die Entwicklung im Binnenbereich lässt sich direkter und schneller beeinflussen als die Wirkungen, die sich aus dem Kontakt mit dem strukturellen und gesellschaftlichen Umfeld ergeben. Erst die Berücksichtigung der Wirkungen und der Nebenwirkungen einer Palliativeinrichtung wird den (Therapie-)Erfolg sichern.