Humor ereignet sich auf allen Lebenswegen, in allen Gesellschaften und Kulturen und
– unserer Erfahrung nach – häufig auch im Sterben. Lachen und sein Gegenpol, die Tränen,
sind Mechanismen, die sozusagen im Körper eingebaut und Zeichen für Erleichterung
sind. Beides, Lachen und Tränen, hilft den Menschen, Unannehmlichkeiten des Lebens
zu verarbeiten oder gar zu überleben. Humor ist kein Exklusivgut der Unversehrten,
sondern eine „Trotzmacht des Geistes“ (V. Frankl). Der Humor hat unterschiedliche
Funktionen: psychologische, kommunikative und soziale Funktion (V. Robinson). Konkret
im Kontext der Palliativmedizin bedeutet dies: Durch Humor kann man z.B. die Situation
entkrampfen, Kontakt zum Leben halten, Leichtigkeit schaffen, die Hemmschwelle für
Schweres herabsetzen, Sprachlosigkeit durchbrechen, aufrütteln, betroffen machen,
Nähe und Kontakt schaffen. Im Humor nehmen wir Abstand, rücken ab, atmen tief durch
– und kehren gestärkt und neu bewegt zurück zur Realität. Humor ist so etwas Ähnliches
wie „Kurzferien vom Sich-Betreffen lassen.“ (M. Müller). Seine Funktion des Abstandgewinnens
kann auch für die professionellen Begleiter ein wesentliches Element zur Burn-out-Prophylaxe
sein. Mit dem Abstand zum Thema gelingt es in der Begleitung von Schwerstkranken und
Sterbenden eher, nicht alle Kraft zu lassen und nicht auszubrennen. Humor entwickelt
sich mit der Geschichte und dem Persönlichkeitsprozess jedes einzelnen Menschen. Der
Sinn für Humor kann von „humorlos“ bis zu „Humor und Weisheit“ reichen und eine Ressource
für Patienten, Angehörige und Begleiter darstellen.